26.10.2021

Carsten Gundlach im Interview

Carsten Gundlach ist ein „Draußen-Mensch“. Er bewegt sich vor allem im Freien – sei es beim Trailrunning, Mountainbiken, Skitouren-Gehen oder Klettern. Seine Freizeit verbringt der 45-Jährige vom toMotion-Standort München am liebsten in den Bergen, oft zusammen mit seiner Freundin Sandra. Für die Saison 2021 hatte er sich eigentlich keine sportlichen Ziele gesetzt, dafür war sie mit zwei Gesamtsiegen beim Gravel Epic in der Schweiz und beim eldoRADo Bike & Run in Angerberg jedoch sehr erfolgreich. Was Carsten beruflich macht und weshalb er momentan eine mehrmonatige berufliche Auszeit genießt, liest du in unserem Interview.

Hallo Carsten, bitte stelle dich kurz vor.

Ich bin Carsten Gundlach, im März 1976 in Gedern (Oberhessen) geboren und lebe seit 13 Jahren in München (Oberbayern).

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Meine Freundin Sandra gehört unbedingt dazu und gemeinsam geht’s öfters zu Fuß oder per Rad in und über die Alpen. Im Urlaub kommen die Laufschuhe und Räder fast immer mit in den Bus. Ansonsten ist Sandra eher auf den langen Laufstrecken zu Hause und lässt mich spätestens bei KM 30 stehen. :-)

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich habe als interner Berater in einem mittelständischen Unternehmen gearbeitet, das zum kanadischen Marktführer für Etiketten- und Verpackungslösungen gehört, und konzernweit verschiedenste Projekten durchgeführt. Die Arbeit an vielen verschiedenen Themen und mit vielen unterschiedlichen Menschen war immer wieder spannend und bereichernd. Gerade die Abwechslung mit vielen Themen hat mir immer wieder Spaß gemacht. Aber nach zehn Jahren im Unternehmen habe ich dieses Jahr gekündigt, um nochmal neue Horizont zu entdecken.

Daher genieße ich gerade meine Auszeit und bilde mich in einigen Themen weiter. Im nächsten Jahr werde ich dann wieder motiviert ins Berufsleben einsteigen.

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Sport und insbesondere die Bewegung und das Draußen-sein haben eine sehr große Bedeutung bzw. sind absolut notwendig fürs Wohlbefinden. Ohne Bewegung und ohne Draußen-sein geht es nicht. Dabei ist der Wettkampf nicht wichtig, sondern rein die Bewegung.  Und draußen sieht man einfach mehr als drinnen. Sport findet für mich eigentlich nur draußen statt, da ich außer auf dem Rad auch sehr viel beim Trail Running oder Klettern unterwegs bin.

 

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Rennen fahre ich seit ca. 17 Jahren. Das fing damals an, als dieses neue Mountainbike mit Starrgabel, ohne Clickies und 21 Gängen (3x7), zum ersten Mal gesichtet wurde. Als dann die ersten Rennen im Fernsehen zu sehen waren, musste ich das auch machen. Rennen fahre ich in den Disziplinen MTB, Cyclocross, Gravel und Straße. Am meisten Spaß habe ich in den letzten Jahren an Cyclocross und Gravelrennen gefunden. Mein Lieblingsrennen im MTB ist in Gedern, mit einer sehr schönen XC Strecke.

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Definitiv. Ganz oben stehen natürlich Familie und Freunde und eine gute gemeinsame Zeit mit Essen, Gesprächen und Aktivitäten. Im Winter bin ich so oft es geht am Berg oder auf der Loipe unterwegs. Die Berge stehen quasi vor der Tür und von daher geht’s sehr oft zu Skitouren oder zum Freeriden raus. Da ich auch als Skilehrer beim DAV Kurse mache,  passt das ganz gut zusammen :-)

 

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Das ist in der Tat eine große Herausforderung und oft schlagen zwei Herzen in einer Brust… Ganz viel planen und den Kalender nicht zu voll werden lassen, dann bleibt immer etwas Flexibilität.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Also… aktuell natürlich nicht so viel. ;-) Aber wenn, dann schwankt das sehr stark nach Projekt zwischen 40 und 60+ Stunden. Ich habe aber gelernt, mir immer wieder bewusst Zeit für mich rauszunehmen. Fürs Training bzw. den Sport versuche ich mindestens 10 Stunden die Woche hinzubekommen.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Nö. ;-) Ich ernähre mich schon sehr lange ausgewogen und vermeide Industrieprodukte, insbesondere Zucker. Ansonsten möchte ich einfach wissen, wo mein Essen herkommt und kaufe gerade Obst, Gemüse und Fleisch in Bio-Qualität.  Der Genuss und besonders der Kuchen dürfen natürlich nicht fehlen – vor allem beim Radfahren gehört irgendwie der Kaffee unbedingt dazu.

Welche Begegnung (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

In diesem Jahr besonders mehrere Momente in Frankreich, in den Pyrenäen und der Provence. Dort war ich im Sommer beim Traillaufen und mit dem Rennrad Pässe fahren. Die Freundlichkeit, Offenheit und Begeisterung der Menschen für den (Outdoor-)Sport waren fantastisch. Ich wurde überall angesprochen, ausgefragt und obwohl ich „nur“ mit meinem Schulfranzösisch rudimentär kommunizieren konnte, haben die Franzosen munter weiter gefragt und versucht, sich mit mir zu unterhalten – toll! Eine Lanze möchte ich hier auch für alle französischen Autofahrer brechen… So rücksichtsvolles Verhalten gegenüber Rennradlern habe ich in Deutschland noch nicht erlebt. Schön zu sehen, dass ein Miteinander auch anders funktionieren kann – Chapeau!

 

Woran erinnerst du dich in der vergangenen (recht außergewöhnlichen) Saison besonders gern?

Ganz klar die plötzliche Ruhe durch den Lockdown hier in München und das Entdecken von Neuland – vor allem mit dem Gravelrad.

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2021 gesetzt?

Ehrlicherweise hatte ich überhaupt keine sportlichen Ziele für diese Saison. Ich wollte das ein oder andere Rennen fahren, sobald es die Situation zulässt, aber das war schon alles. Wichtiger war mir, neue Erfahrungen zu machen, wie z.B. an einem Tag von München nach Landau in die Pfalz (zu einem guten Freund) zu fahren und dabei zu beobachten, was im Kopf passiert – quasi ein fahrendes Experiment. Fazit: gut geklappt und 350 km mit dem Gravelrad haben sich gar nicht so schlimm angefühlt…. Highlight war dann das Willkommensbier in der Pfalz ;-)

Nicht geplant, aber trotzdem sehr erfolgreich:

Carstens Gesamtsieg beim zweitägigen Gravel Epic in der Schweiz…

 

… und der Titel „Prince“ für den Gesamtsieg auf der kurzen Strecke des eldoRADo Bike & Run in Angerberg.