26.06.2017

Chris Schaaf im Interview

Chris ist einer der „ganz Neuen“ im Team toMotion Racing by black tusk. Er wurde erst Anfang 2017 Teil unseres Teams, hatte in den wenigen Monaten aber schon viel Spaß und schöne Erlebnisse mit diversen Teamkollegen. Der sympathische Pfälzer ist täglich auf der Suche nach einem harmonischen Gleichgewicht zwischen Familie, Beruf und Sport. Wie das mit der „Work-Life-Balance“ bei Chris aussieht und welche Erfolgserlebnisse er in dieser Saison bereits gesammelt hat, erfährst du in unserem Interview.

 

Hallo Chris! Bitte stelle dich kurz vor.

Ich bin Christian Schaaf, 46 Jahre alt und wohne in Weinheim an der Bergstraße.

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder, eine 16-jährige Tochter und einen Sohn im Alter von 13 Jahren.

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich arbeite als IT-Projektleiter bei einem großen internationalen Unternehmen. Spannend an meinem Job finde ich das Zusammenarbeiten in einem globalen Umfeld. Dadurch habe ich immer wieder mit anderen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen zu tun. Zeitweise bin ich sehr viel unterwegs, was einerseits natürlich sehr spannend, andererseits aber auch sehr anstrengend ist und gerade in  intensiven Projektphasen ein regelmäßiges Training sehr schwierig bis unmöglich macht.

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

In meiner Kindheit und Jugend habe ich sehr viel Sport gemacht und auch viele verschiedene Sportarten betrieben. Im Schwerpunkt habe ich Fußball gespielt, Karate, Leichtathletik und Skilanglauf gemacht. Aber auch andere Sportarten habe ich ausprobiert, das Radfahren hat damals allerdings noch gar keine Rolle gespielt. Sport war ein ganz zentraler Punkt im meinem Leben und gehörte fest zum Alltag. Allerdings hatte ich schon sehr früh viele Verletzungen, vor allem die Knie machten mir immer wieder Probleme und so hatte ich bereits mit 20 Jahren mehrere Operationen hinter mir. Dadurch habe ich schon früh mit dem Sport zunächst ganz aufgehört und meinen Fokus auf den Beruf und meine Familie gelegt, später dann gelegentlich so ein bis zwei Mal pro Woche spontan etwas Sport getrieben. Erst mit knapp 40 Jahren habe ich dann das Mountainbiken für mich entdeckt und war zunächst auf gemütlichen Touren mit Kumpels durch den heimischen Odenwald unterwegs. 2012 hatten wir dann eine geführte Alpenüberquerung geplant, auf die ich mich gezielt vorbereiten wollte. Dafür habe ich mir einen Trainingsplan erstellen lassen und 15 Kilo abgenommen. Damit ging die Fahrt in ein neues Sportleben dann so richtig los, der Alpencross war ein unglaublich schönes Abenteuer und ich bin dabei geblieben, habe weiterhin strukturiert trainiert und angefangen, Rennen zu fahren. Heute hat der Sport für mich sicherlich einen noch höheren Stellenwert als in meiner Jugend und ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Er steht neben Familie und Beruf im Mittelpunkt eines jeden Tages.

Am Mountainbiken schätze ich vor allem, dass dieser Sport meinen Knien gut tut.  Je mehr ich bike, desto weniger Beschwerden habe ich. Ich liebe das Biken vor allem im Wald, denn der Wald ist für mich als Naturmensch tatsächlich eine wahre Energiequelle. Wenn es mir mal nicht so gut geht, hilft mir das Biken im Wald, die Gedanken wieder in Ordnung zu bekommen. Ein perfekter Ausgleich zu meinem doch eher „trockenen“ Beruf. Außerdem hat man mit dem Rad einen riesigen Aktionsradius, im Vergleich zum Laufen beispielsweise, und kommt dadurch ordentlich rum. Das finde ich super. Auch das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine reizt mich. Auch wenn ich manchmal gerne mehr Ahnung hätte, schraube ich doch sehr gerne an meinem Bike… wenn’s nicht gerade kurz vor einem Rennen sein muss ;-).     

  

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Ja, meine Familie! Aber neben diesen drei Dingen, Familie, Arbeit und Biken bleibt kaum Zeit für etwas anderes. Ich muss gestehen, dass sich auch mein Freundeskreis weitgehend aus dem Bereich Biken bzw. Sport zusammensetzt. Ich fotografiere sehr gerne. Allerdings liegt auch dieses Hobby, seit ich bikeverrückt geworden bin, auf Eis. Mountainbiken als Wettkampfsport heißt ja nicht nur, auf dem Rad zu sitzen. Da gehören ja schon noch einige Dinge drum herum dazu, die ebenfalls Zeit in Anspruch nehmen.

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Manchmal sehr gut und manchmal kommen andere Dinge, vor allem die Familie, zu kurz. Doch das hat sich vor allem im letzten Jahr wirklich gut eingespielt. Meine Kids haben ein Alter erreicht, in dem sie mich nicht mehr ganz so nah brauchen und ich habe gelernt, dass ein Trainingsplan keine Geißel sein darf, d.h. ich lasse auch mal eine Einheit ausfallen, wenn die Familie Priorität haben sollte. Am Anfang meines Bikelebens habe ich da doch viel mehr an meinem Trainingsplan geklebt und die falschen Prioritäten gesetzt. Das war dann manchmal schwierig. Ich denke, jetzt haben wir uns gut arrangiert - meine Familie weiß, wie wichtig mir der Sport ist und mir ist klar, wie wichtig ich für die Familie bin.
Ein großer Vorteil ist, dass ich zu Hause perfekte Trainingsbedingungen habe. Wenn ich mich vor der Haustüre aufs Bike setze, bin ich in weniger als zehn Minuten im Odenwald, meinem Bike-Revier. Fahre ich in die andere Richtung, bin ich für flache Grundlageneinheiten mit dem Rennrad sofort in der Rheinebene. Lediglich 200 Meter von mir entfernt ist das Hector-Sport-Centrum, in dem ich mein Athletik-, Kraft- und Stabi-Training mache und auch nebenher als Spinning-Trainer arbeite. Ich habe also keine Zeitverluste und kann sehr zeiteffektiv trainieren.
Im Job ist das oft schwieriger. Ich bin im Projektgeschäft tätig, das heißt ich habe ganz unterschiedliche Phasen. Manchmal arbeite ich monatelang im Homeoffice und bin sehr flexibel in meinen Arbeitszeiten. Da kann ich sehr gut trainieren und mir die Zeit so einteilen, wie ich das brauche. So war das z.B. im ersten Halbjahr dieses Jahres. Dadurch hatte ich eine super Saisonvorbereitung. Dann gibt es aber auch Projekt-Phasen, bei denen ich vor Ort sein muss und wochenlang nur am Wochenende zu Hause bin. So ist das aktuell zum Beispiel. Dann sind die Trainingsbedingungen teilweise sehr schwierig, je nachdem, in welcher Stadt ich gerade unterwegs bin. Außerdem habe ich dann in aller Regel unter der Woche nicht viel Zeit zum Trainieren, weil ich länger arbeiten muss und erst spät aus dem Büro komme. Das sind dann immer sehr schwierige Zeiten, in denen es mir nicht wirklich gut geht und ich auch meinen Wettkampfplan umschmeißen muss.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Ich arbeite im Durchschnitt übers Jahr betrachtet etwa 40-45 Stunden pro Woche. Dabei gibt es sehr zeitintensive Phasen und welche, in denen es etwas ruhiger ist und ich mehr Freizeit habe.
Der Trainingsaufwand ist abhängig von der jeweiligen Trainingsphase. In der direkten Saisonvorbereitung im März und April können das schon mal so 15-20 Stunden sein, in der Wettkampperiode und im Winter etwa 10-15 Stunden.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Ja, das versuche ich zumindest. Ich esse in der wettkampfreien Zeit möglichst wenig Kohlenhydrate, dafür mehr gute Fette und Eiweiß. Böse Zungen behaupten, ich würde etwa die Hälfte aller Nüsse essen, die der Aldi in Weinheim verkauft ;-). Ansonsten verzichte ich, wenn möglich, auf Weizen, esse kein Schweinefleisch und trinke keinen Kaffee.
Das klappt meistens ganz gut. Allerdings bin ich leider sehr digital gestrickt, d.h. entweder Sport, Ernährung und Work-Life-Balance sind im Einklang, dann läuft’s bei mir. Wenn aber eine dieser Säulen wegbricht, und das ist meistens die Work-Life-Balance, dann fällt der ganze Konstrukt in sich zusammen. Dann läuft nichts mehr rund und ich habe dann auch schnell ein paar Kilo zu viel auf den Rippen.

Wie sieht ein typischer Tag unter der Woche bei dir aus?

Auch das hängt stark davon ab, wo ich gerade arbeite. Wenn ich von zu Hause aus arbeiten kann, gehe ich ins Büro, sobald die Kids in der Schule sind (also kurz vor acht) und arbeite dann bis ca. 17 Uhr. Dann geht’s zum Sport, also entweder aufs Bike oder ins Studio. Wenn möglich, treffen wir uns dann alle wieder zum Abendbrot.

Woran erinnerst du dich in der vergangenen Saison besonders gern?

Das letzte Jahr war leider ziemlich verkorkst. Ich war in der Vorbereitung viel krank, kam nicht in die Puschen und das geplante Saisonhighlight, die Bike Four Peaks, war auch nicht gerade ein Kracher. Das Wetter war schlecht und die Organisation ebenfalls. Dafür bin ich dann gegen Ende der Saison noch ein paar schöne Rennen gefahren (Saarschleifen-, Schwarzwald- und Lautertal Bike Marathon), die das Jahr doch noch so halbwegs gerettet haben. Außerdem bin ich letztes Jahr auf 29-Zoll umgestiegen und habe mir ein Scott Spark 910 geleistet.

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2017 gesetzt?

Für dieses Jahr hatte ich mir vorgestellt, mal bei einem kleineren, lokalen Rennen aufs Podium zu fahren. Das ist mir dann tatsächlich auch gleich zu Beginn der Saison beim 3-Stunden-Rennen im Rahmen des MOSCA Bike Festivals in Waldkatzenbach im Zweierteam mit Jürgen Wenger gelungen. Wir haben den zweiten Platz erreicht. Drei Wochen später in Siedelsbrunn schaffte ich dann als Einzelfahrer den dritten Platz in meiner Altersklasse.
Außerdem wollte ich dieses Jahr ein großes Rennen in den Alpen gut überstehen und wieder an einem Etappenrennen teilnehmen. Mit der erfolgreichen Teilnahme beim Ortler Bike Marathon ist mir auch der erste Teil bereits gelungen, die Zillertal Bike Challenge steht mir als Etappenrennen kurz bevor.
Gerade beim Ortler Bike Marathon durfte ich zum ersten Mal so richtig erleben, was es heißt, Teil vom Team toMotion Racing by black tusk zu sein, dem ich ja erst Anfang des Jahres beigetreten bin. Wir waren mit vielen Fahrern vertreten und haben ein paar fantastische Tage gemeinsam als Team im Vinschgau verbracht. Jetzt freue ich mich riesig auf die Zillertal Bike Challenge nächste Woche.