07.12.2020

Christian Fuhr im Interview

Christian lebt für den Sport – nicht mehr und nicht weniger. Bereits seit frühester Kindheit war er sportlich aktiv und bestritt Wettkämpfe in den Bereichen Fußball, Leichtathletik, Laufen, Rennrad und Mountainbike. Vor etwa fünf Jahren stellte dann ein einschneidendes Ereignis sein Leben auf den Kopf: bei einem Arbeitsunfall zerstörte sich Christian sein rechtes Sprunggelenk. Nach einem Jahr, fünf Operationen und einer sechswöchigen Reha begann er entgegen den Prognosen der Ärzte wieder mit dem Radfahren und Laufen und baute die 20 Kilogramm Übergewicht, die er sich in dieser Zeit zugelegt hatte, langsam wieder ab. Heute ist er nach eigener Aussage „so fit wie nie“ und fand Ende 2019 ins Team toMotion Racing by black tusk, zusammen mit seinem Freund Milan Zak. In der Saison 2021 gehört er zu den Leistungsträgern des Teams und trainiert nach einem Trainingsplan von Teamchefin Andrea Potratz. Wie Christian seine sportliche Leidenschaft zum Beruf gemacht hat und bei welchen Rennen er sich in der Corona-Saison 2020 einen Platz auf dem Podium erkämpfte, erfährst du in unserem Interview:

Hallo Christian, bitte stelle dich kurz vor.

Mein Name ist Christian Fuhr, ich bin 40 Jahre alt und komme aus Limburg an der Lahn. Das kleine Städtchen liegt mittig zwischen Köln und Frankfurt und ist immer einen Besuch wert.

 

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Zu meiner Familie gehört meine Partnerin Rebekka sowie mein 18-jähriger Sohn Marlon, der sich aktuell in der Ausbildung bei der Bundeswehr befindet.

  

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich erkläre meinen Beruf eigentlich immer mit dem Satz:

 „ Ich gebe den ganzen Tag sehr viel Geld aus, welches nicht mir gehört“.

Ich habe schon vor langer Zeit mein Hobby zum Beruf gemacht. Im Jahr 2007 übernahm ich das Radsportgeschäft meines damaligen Arbeitgebers, in dem ich die letzten sechs Jahre zuvor beschäftigt war. Parallel zu meiner Anstellung hatte ich mir bereits einen Webshop aufgebaut und verkaufte quasi aus der Garage heraus Fahrradteile. Nach einigen Jahren Selbstständigkeit entschloss ich mich, wieder in das Angestelltenverhältnis zu wechseln. Nach einer fünfjährigen Zwischenstation bei einem der exklusivsten Radhersteller bin ich heute als internationaler Einkäufer im Radsportsegment bei dem größten Multichannel-Anbieter in Deutschland tätig.

An meiner Tätigkeit gefällt mir, dass ich die Nähe zum Radsport und der Branche habe, und somit mein Hobby und die damit verbundene Leidenschaft leben kann.

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Das Thema „Sport“ ist seit Kindheitstagen ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Schon als kleiner Junge spielte ich Fußball in der Kreisauswahl, und war Hessenmeister in der Leichtathletik. Nach der Schule wollte ich so schnell wie möglich raus in die Natur, um mich zu bewegen. Neben den o.g. Sportarten war das Radfahren meine Lieblingsaktivität. Mit sieben Jahren besaß ich schon mein erstes Rennrad, das allerdings viel zu groß war. Das hielt mich aber nicht davon ab, fleißig zu trainierte. Kurze Zeit später kam dann noch ein Mountainbike dazu, mit dem ich die umliegenden Wälder unsicher machte. Ab diesem Zeitpunkt war ich infiziert. Ich trat einem Verein bei und fing an, strukturiert und bei jedem Wetter zu trainieren. Ziemlich schnell folgten die ersten CC-Rennen in der Lizenzklasse. Viele Jahre bestritt ich fast jedes Wochenende Wettkämpfe - mal mehr, mal weniger erfolgreich. Später kam dann eine Zeit, in der andere Dinge in den Fokus gerieten und ich nur noch wenige Rennen fuhr.

Mit Anfang 20 begann ich dann wieder etwas intensiver zu trainieren und nahm an einigen Wettkämpfen im MTB- sowie RR-Segment teil. Irgendwann dachte ich mir „Christian, probiere doch mal was anders …“ und wagte mich ans Laufen. Nach gewissen Startschwierigkeiten folgten Hindernisläufe wie z.B. der „Fisherman´s Strongman Run“, einem Halbmarathon mit Hindernissen. Nun steckte ich meine Ziele noch höher und trainierte neben dem Radfahren noch für einen Marathon. Mein Ziel war es, beim Berlin Marathon zu starten. Doch mit der Zeit schwanden sowohl meine Motivation als auch die verfügbare Zeit. Das Gewicht ging hoch und alles wurde schwerer. Ich denke, es war ein klassischer Fall von „ ZUVIEL SPORT“ und das damit verbundene Loch, in welches man irgendwann fällt.

Vor ca. fünf Jahren veränderte dann ein einschneidendes Ereignis mein Leben: ich hatte einen Arbeitsunfall, bei welchem ich mir mein rechtes Sprunggelenk zerstörte (Abriss von Syndesmoseband und Außenbändern). Es vergingen rund ein Jahr und insgesamt fünf Operationen mit dem Versuch, alles wieder in Form zu bringen. Nach einer sechswöchigen Reha kam dann die Diagnose, dass ich niemals mehr so Sport treiben könne wie früher. Da stand ich nun mit meinen 20 kg Übergewicht, die ich mir während der Verletzungsphase angeeignet hatte. Total gefrustet und enttäuscht fasste ich den Entschluss, meinem Körper zu zeigen, wer der „Chef im Ring“ ist. Ich setzte mich aufs Rad und begann, das Fußgelenk langsam wieder an diesen Bewegungsablauf zu gewöhnen. Auch mit dem Laufen fing ich wieder an, um den Fuß auf verschiedene Arten zu belasten und zu stabilisieren. Es folgte eine sehr intensive und teilweise schmerzhafte Zeit. Aber entgegen den Aussagen der Ärzte wurde es besser. Nach einiger Zeit lernte ich Milan Zak kennen, und es entwickelte sich eine Freundschaft mit sehr vielen gemeinsamen Stunden auf dem Bike. Wir schafften es immer wieder, uns gegenseitig zu motivieren und zu verbessern. Obwohl ich eigentlich keine Wettkämpfe mehr fahren wollte, überredete Milan mich dazu, bei dem einen oder anderen Rennen zu starten, was mir dann auch wieder Selbstvertrauen und Bestätigung gab. Es folgten einige Mountainbike-Marathons sowie Tagesrennen im RR-Bereich. Unter anderem konnte ich den Ötztaler Radmarathon in knapp über 8:20 finishen.

Plötzlich war ich so fit wie noch nie in meinem Leben, entgegen den Prognosen der Ärzte. Nun hatte ich Blut geleckt und überlegte mir, wie ich die Motivation aufrecht erhalten bzw. steigern könnte. Zusammen mit Milan beschloss ich, einem Team beizutreten und  nochmal aktiv ins Renngeschehen einzugreifen. Gesagt, getan: hier sind wir, im MTB-Team „toMotion Racing by black tusk“.

Für 2020 war die Motivation hoch und ich plante meine Wettkampfsaison. Das erste Rennen (der Bulls Cup in Adenau) fand bereits im März statt, bei welchem ich trotz katastrophaler Verhältnisse auf AK-Platz 2 fahren konnte. Doch dann kam Corona. Sämtliche Rennen wurden abgesagt und die erste Saison für das Team war gelaufen. Zwar konnte ich mit Milan beim 8-Stunden-Rennen „Naspa Bike around the Clock“ im 2er Team aufs Podium fahren, trotzdem hatte dieses Jahr nicht viel mit einer Rennsaison zu tun. Umso mehr freue ich mich jetzt auf das Jahr 2021 mit hoffentlich mehr Veranstaltungen.

 

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ja, wie bereits erwähnt nehme ich seit einiger Zeit wieder an Wettkämpfen teil. Eines meiner schönsten Rennen war der MTB-Marathon in Willingen (Langdistanz). Wer die Möglichkeit hat, sollte dieses Event unbedingt mitnehmen.

Im RR-Bereich ist mein Lieblingsrennen eindeutig der Ötztaler Radmarathon.  

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Zum Glück ermöglicht es mir mein Arbeitgeber, meine Arbeitszeiten so flexibel zu gestalten, dass ich relativ früh aufs Rad komme. Somit bin ich dann auch wieder früh genug zu Hause, um die restliche Zeit mit meiner Partnerin zu verbringen. Zusätzlich baue ich mir am Wochenende einen festen Tag ein, der nur für die Familie ist. Somit ist die WORK–LIFE–BIKE Balance zu 100 % gegeben.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Wie die meisten Menschen habe ich eine 40-Stunden-Woche. Ich versuche in den Sommermonaten 12 bis 14 Stunden auf dem Bike zu verbringen. In den Wintermonaten sind es etwa 8 bis 10 Stunden,  wobei es sich dabei meist um Rollentraining handelt.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Ich versuche mich ausgewogen und eiweißreich zu ernähren, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen. Gerne gönne ich mir auch mal eine Tüte Chips oder einen fettigen Burger. Meiner Meinung nach sollte man sich auch mal eine Belohnung genehmigen. Mir wäre es zu anstrengend, Kalorien zu zählen oder mich nach irgendeinem Ernährungstrend zu richten. Wie heißt es doch so schön: „Ohne Mampf kein Kampf“ ;-)

Welche Begegnung (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

Durch meinen vorherigen Beruf hatte ich die Möglichkeit, einige Veranstaltungen zusammen mit Jan Ullrich zu organisieren. Ich habe einen sehr netten Menschen kennengelernt, mit dem über die Events hinaus auch privat Kontakt bestand. Ich kann sagen, dass all das, was die Medien breit treten, nicht ansatzweise das widerspiegelt, wie Jan wirklich ist. Ich habe ihn als ausgeglichenen und liebenswürdigen Menschen kennenglernt, welcher immer für seine Fans greifbar war.

Woran erinnerst du dich in der vergangenen (recht außergewöhnlichen) Saison besonders gern?

Da ich in 2020 leider nur an zwei Wettkämpfen teilgenommen habe, gibt es eigentlich keine besonderen Highlights. Ich erinnere mich gerne an die Dreckschlacht in Adenau beim Bulls Cup zurück. Sehr gerne wäre ich den Cup mit einem Endergebnis auf dem Podium zu Ende gefahren. Leider wurde der Cup nach dem ersten Rennen abgesagt. Auch für 2021 wurde er schon jetzt gestrichen.

Trotz all dem Chaos rund um das „Covid-Virus“ war es total entspannend, ohne Wettkampf-Druck einfach mal nur zu trainieren und sich dabei auch mal nach links und rechts umzublicken. Man glaubt gar nicht, was man alles entdeckt, wenn man ohne Messer zwischen den Zähnen unterwegs ist.

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2021 gesetzt?

Ich möchte bei ein paar Marathon-Rennen starten und gute Platzierungen in meiner AK einfahren. Sehr gerne würde ich endlich mein erstes 24-Stunden-Rennen als Einzelstarter absolvieren.

Grundsätzlich möchte ich in 2021 strukturierter an die körperliche Weiterentwicklung rangehen und noch effizienter zu trainieren. Andrea hat mich für die Saison 2021 in das Sponsoring-Programm von toMotion aufgenommen. Ich freue mich sehr, dass ich ab sofort mit ihr zusammen an meiner Form arbeiten und diese hoffentlich spürbar ausbauen kann. Ich denke, dass ich schnell von meinen alten Gewohnheiten ablassen und mich voll und ganz auf die Trainingsmethodik von Andrea einlassen kann. Ich glaube aber, dass Andrea auch genau weiß, wie sie mir wenn nötig die „Beinfesseln“ anlegen kann. ;-)