27.02.2020

Christian Ludewig im Interview

Christian gehört seit Jahren zur toMotion-Familie. Für den 32-jährigen Unternehmer aus Pfalzgrafenweiler im Schwarzwald gehört seine Bike-Gemeinschaft zu den Eckpfeilern seines Lebens – aber auch seinem Mountainbike-Team toMotion Racing by black tusk würde ohne ihn etwas fehlen. Denn sein enormes Organisationstalent lebt Christian Ludewig nicht nur in seiner eigenen, 2015 gegründeten Firma ProcyCL aus, sondern auch zum Wohle des toMotion-Standorts Nordschwarzwald. Anfang 2016 hatte Christian kurz mit dem Gedanken gespielt, zu einem anderen Mountainbike-Team zu wechseln. Aber bereits wenige Monate später konnte sich Teamchefin Andrea Potratz über seine Rückkehr zu toMotion Racing freuen. Der begeisterte Biker weiß den tollen Teamspirit von toMotion Racing by black tusk seither noch mehr zu schätzen und unterstützt die Teamchefin bereits seit 2014 als engagierter Standortleiter.

Auch sportlich hat Christan eine bewegte Karriere hinter sich. Kaum vorstellbar für jemanden, der den leidenschaftlichen, ehrgeizig und sportlich erfolgreichen Racer persönlich kennt: als Christian im Jahr 2007 begann, Sport zu treiben, trug er ein Körpergewicht von 114 Kilogramm mit sich herum. Durch eine Ernährungsumstellung und konsequentes Training verlor er innerhalb von kürzester Zeit rund 40 Kilo und blickt inzwischen auf etliche sportliche Erfolge zurück: 2017 wurde er zusammen mit seinem Freund Sven Rothfuß Vize-Weltmeister im 12-MTB-Marathon, 2019 wiederholten die beiden diese Platzierung bei der 12h-Europameisterschaft. „Für die Saison 2020 haben wir uns den 12h-EM-Titel vorgenommen“, schmunzelt Christian.

Weshalb Christian in seiner Firma Beruf und Sport optimal verbinden kann und welche tiefgreifende Änderung es 2019 bei ihm im privaten Bereich gab, erfährst du in unserem Interview:

Hallo Christian, bitte stelle dich kurz vor.

Hi, ich bin Christian Ludewig, 32 Jahre alt und komme aus dem schönen Freudenstadt im Schwarzwald.

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Meine liebe Frau Nadine. Meine Schwester Anne, welche ebenfalls im Team ist. Meine Eltern und der normale Familienkreis und - für mich auch wichtig -  enge Freunde und die Bike-Szene.

 

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich habe mich 2015 dazu entschieden, vom festen Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu wechseln. Schon immer hatte ich eine sehr ausgeprägte organisatorische Ader und habe eine Selbständigkeit bereits seit meiner Jugend angestrebt. Damit habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht, denn unsere Firma ist im Bereich Tourismus & Infrastruktur Radwege tätig. Wir erarbeiten Wegenetze für Wanderer und Radfahrer, befahren diese und beschildern die Wege im Nachgang auch. Jährliche Arbeiten zur Qualitätssicherung tragen dazu bei, dass die Wege auch weiterhin gut befahr-/ begehbar bleiben und teilweise optimiert werden. Unsere Auftraggeber sind Tourismusverbände, Kommunen/Städte und Landratsämter.

 

  

Mir gefällt an meiner Arbeit die Abwechslung und Vielseitigkeit. Ständig bin ich auf dem Bike im gesamten süddeutschen Raum in unterschiedlichsten schönen Regionen unterwegs. Belohnt wird die Arbeit dann mit zufriedenen Gästen der Kunden und manchmal auch mit Auszeichnungen für die Projekte. Beispielsweise begleiten wir seit Beginn das e-Bike Projekt in Münsingen. 2018 & 2019 hat Münsingen vier hochkarätige Preise bekommen für dieses Projekt. Auf der CMT 2020 wurde dann des Weiteren eine Tour als „ADFC-zertifizierte Tour mit 4/5 Sternen“ ausgezeichnet. Diese ausgezeichnete Tour hatte ich als ADFC-zertifizierter Prüfer ebenfalls ausgearbeitet und begleitet.

Doch all diese Projekte sind nur möglich mit einem Team im Hintergrund, welches den Wagen mit zieht. Stolz bin ich daher vor allem auf meine Mitarbeiter!

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Angefangen mit Sport habe ich 2007. Damals noch mit 114 kg Körpergewicht, bin ich mit meiner Schwester unter anderem aufs Bike gestiegen und habe langsam Spaß daran gefunden. Viele andere sportliche Aktivitäten, wie beispielsweise Mixed Martial Arts oder Squashen, haben dazu beigetragen, dass ich in kürzester Zeit (auch mit einer Ernährungsumstellung) über 40 kg abgenommen habe. Heute bedeutet der Sport sehr viel für mich – sowohl als Ausgleich, als auch, sich im Wettkampf mit anderen zu messen. Mit dem Mountainbiken habe ich genau das für mich gefunden, was zu mir passt. Nervenkitzel, Speed und die Technik.

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ja. Seit 2012 fahre ich leistungsorientiert Rennen und bin seit 2014 im Team von Andrea. Meine Lieblingsrennen sind das von uns organisierte Bundesliga-Rennen in Freudenstadt, 12h-Rennen sowie beispielsweise der Bikemarathon Furtwangen und Neustadt a.d.W. Doch jedes Rennen hat seinen Reiz und macht doch immer wieder Spaß. Für mich gibt es keine Rennen, welche schlecht sind oder besonders gut. Manche Strecken liegen einem, klar. Es liegt aber immer auch an einem selbst, was man als Sportler daraus macht.

 

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Aktuell gesehen (vielleicht auch „leider“) nein. Jedoch bin ich froh, Erfolg mit der Firma zu haben und ich arbeite gern. Es ist für mich die „Freizeit“. Wenn ich Zeit habe, dann nutze ich diese mit meiner Frau und der Familie. Ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt, wie wertvoll doch die Zeit mit den Liebsten ist, und ich genieße diese Zeit dann immer extrem. Ich sauge sie auf wie ein Schwamm und sie gibt mir Energie.

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Das bedarf sehr, sehr viel Akzeptanz des Partners, wofür ich sehr dankbar bin. Alles in allem steht meine Familie jedoch voll hinter mir und unterstützt mich. Meinen Beruf kann ich natürlich oft auch mit einem Training verknüpfen. Doch für ein gezieltes Training bedarf es dann oft noch extra Einheiten und Zeit.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Bei mir vermischt sich das Training manchmal mit der Arbeitszeit, wenn ich beispielsweise Touren abfahre für Kunden. Das sind jedoch gute Grundlageneinheiten und am Berg gibt man halt ein wenig mehr Gas. Daher kann ich das schwer abschätzen. Vergleiche ich es mit der Arbeit im Winter, dann sind es rund 55 h Arbeitszeit pro Woche und 20 h Training. Im Sommer sind es deutlich mehr Trainingsstunden, auch aufgrund der Mischung mit der Arbeit. Oftmals sitze ich da 12h am Stück auf dem Rad und fahre Wege ab. Beispielsweise habe ich in Bad Mergentheim Rennradtouren ausarbeiten dürfen und bin dabei in sieben Tagen 1.000 km abgefahren.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Über die letzten zwei bis drei Jahre habe ich, auch durch Begleitung von Andrea, meine Ernährung extrem umgestellt. Ich ernähre mich mittlerweile ganz anders und auch viel ausgewogener. Dennoch brauche ich einen Keks zum Kaffee. :-)

Wie sieht ein typischer Tag unter der Woche bei dir aus?

Meiste stehe ich ca. 5:30 Uhr auf und beginne meine Arbeit um ca. 6:15 Uhr. Je nach Auftrag, der gerade ansteht, bin ich auf Montage unterwegs oder arbeite die Projekte im Büro aus. Nach der Arbeit oder auch manchmal dazwischen gehe ich dann trainieren. Oftmals folgt  abends ein Training mit Sven, David und Patrick (ebenfalls Teammitglieder). Je nach Auftragslage arbeite ich danach noch bis ca. 22-23 Uhr. Wenn es ruhiger ist, dann genieße es auch mal, ein Ründchen am PC zu zocken.

Welche Dinge bleiben dir in schöner Erinnerung?

Täglich gibt es schöne Momente, die in Erinnerung bleiben. In meinem Privatleben war der bisher schönste Moment in meinem Leben, als meine Frau mir letztes Jahr bei unserer kirchlichen Hochzeit entgegengelaufen ist. Ein sicherlich schöner Moment werden dann die Geburten unserer eigenen Kinder sein. Oder auch jedes Kind meiner Schwester, welche so unterschiedlich und liebevoll sind.

 

Sportlich gesehen sind es oft Momente, die man mit Siegen verknüpft. Für mich war es jedoch der Zufall, als ich bei der Alb Gold Trophy 2018 genau 500 m vor dem Ziel auf meine Schwester aufgefahren bin. Sie war auf der Kurzdistanz unterwegs und ich kam von der Langdistanz zurück. Der Moment, gemeinsam ins Ziel einzufahren, ist für mich unvergesslich und übertrifft emotional jeden Sieg.

 

Aber natürlich waren auch die Vize-WM- und EM-Titel mit meinem Best Bike-Buddy Sven geniale Momente. Das spornt auch an, dass wir endlich mal den Titel in unser Team und in unsere Gemeinde Pfalzgrafenweiler bringen möchten. Das ist 2020 unser Ziel.

Woran erinnerst du dich in der vergangenen Saison besonders gern?

  • Meine Hochzeit
  • Der Vize-Europameistertitel im 12h-Rennen zusammen mit Sven Rothfuß
  • Das Trainingslager in Frankreich
  • Das 12h-Solo in Külsheim

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2020 gesetzt?

  •  12h EM-Titel mit Sven Rothfuß
  • Teilnahme an der DM XCO in meinem Heimrennen Freudenstadt
  • Teilnahem an der DM XCM in Heubach
  • Weitere Marathon-Rennen