04.04.2019

David Gerstmayer im Interview

David Gerstmayer ist einer der ehrgeizigsten und stärksten Nachwuchsfahrer im Team toMotion Racing by black tusk. Und gleichzeitig einer der zufriedensten. Er genießt sein Leben in vollen Zügen und hat es sich so eingerichtet, dass er seine Träume leben kann – mit dem Sport und den Menschen, die er liebt.

Unter den toMotion-Racern ist David einer der Extremsten. Das 22-jährige Ausnahmetalent gehört dem toMotion Nachwuchs Team „TNT“ an und hat eine Vorliebe für Langstrecken. Je länger und härter, desto lieber – und David geht im Rennen regelmäßig bis ans Limit. So gehören der Sellaronda Hero, der Grand Raid und der Ultra Raid de la Meije zu einen Lieblingsrennen. Zusammen mit seinem TNT-Team wurde David im Jahr 2017 Europameister im 12h-MTB Marathon. 2018 nahm er erstmalig an der Transalp teil und konnte sich mit seinem Teampartner Sven Rothfuß auf Anhieb über Gesamtrang zwölf in der stark besetzten Men-Kategorie freuen. Doch auch als Einzelkämpfer feiert David Erfolge, beispielsweise mit einem Sieg auf der Langstrecke des EldoRADo Bike Marathon in Wörgl im vergangenen Jahr. Seine Trainerin Andrea Potratz schätzt an ihm nicht nur sein Talent und seinen Trainingsfleiß, sondern vor allem auch sein Engagement fürs Team. Ob es darum geht, für die Teampräsentation einen Kuchen zu backen, etwas auf- oder abzubauen, oder für seine Teamkameraden als Betreuer an der Strecke zu stehen – David hilft mit und er hilft gern.

Abgesehen davon hat der toMotion-Jungracer ehrgeizige Pläne. Sein erklärtes Ziel ist es, Weltmeister im MTB-Marathon zu werden. Dafür trainiert er hart – Ausdauertraining in der Saisonvorbereitung gehören ebenso zu seinem Trainingsplan wie Kraft-Koordinationsübungen und Life Kinetik. In seiner Freizeit ist David am liebsten auf zwei Rädern bzw. im Winter auf Tourenskiern in den Bergen unterwegs, oft gemeinsam mit seiner Freundin Sabine. In der Vorbereitungszeit folgt im Anschluss daran meistens noch ein Rollentraining.

Was David beruflich macht und wie er es schafft, neben Arbeit und Studium noch 15 bis 25 Stunden pro Woche zu trainieren, erfährst du in unserem Interview:

Hallo David, bitte stelle dich kurz vor.

Hoi, ich bin der David, 22 Jahre jung und komme gebürtig aus München. Seit fast einem Jahr wohne ich zusammen mit Bine im wunderschönen Ländle, auch als Vorarlberg bekannt.

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Zurzeit bin ich wieder Student an der Universität in der Landeshauptstadt Vaduz in Liechtenstein. Ich studiere vollzeitmäßig BWL, arbeite nebenbei für Lightweight als Französisch-Korrespondent und trainiere in der Woche 15 bis 25 h.

Was mir daran gefällt ist die Abwechslung und dass mir nie langweilig wird. ;-) Ich darf das studieren, was mir Spaß macht, beim coolsten Arbeitgeber arbeiten und Fahrrad auf den zwei besten Fahrrädern der Welt fahren! Ein TRAUM!

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Sport hat bei mir einen sehr hohen Stellenwert. Ich habe bereits im Alter von sechs Jahren mit dem Wasserballspielen begonnen. Zehn Jahre lang bin ich dem Sport, der mich sehr geprägt hat, erhalten geblieben. Danach habe ich eine Zeit lang Wasserball und Radsport gleichzeitig gemacht, wobei mich der Radsport, auch dank meines Onkels, mehr und mehr fasziniert hat. Dadurch war dann auch das Ende des Wasserballs besiegelt und der Fokus lag von da an voll und ganz auf dem Radfahren.

Das Mountainbiken ist dabei meine Leidenschaft, v.a. hier im Rheintal gibt mir dieser Sport so viel Unbeschreibliches! Es ist ein Gefühl, das sich eigentlich kaum in Worte fassen lässt.

Nachdem ich vor drei Jahren Bine das erste Mal besucht hatte, wollte ich nur Berge ohne Ende fahren. Für mich war das so faszinierend, auf einmal so viele Berge vor der Haustüre zu haben. In München musste ich teils eine Stunde lang mit dem Auto nach Garmisch-Partenkirchen fahren, um dort das tun zu können, was ich hier schon gleich ab der ersten Minute machen kann. „Aufs Rad setzen und bergauf fahren“ - nichts Schöneres als das! Dabei musste ich erstmal einiges lernen. Früher war für mich Bergauffahren beendet, sobald der Schotterweg zu Ende war. Jetzt steige ich vom Rad ab, pack‘s auf die Schulter und marschiere hoch auf’s Gipfelkreuz, um das genießen zu können, was man nur hier genießen kann, nämlich die Ruhe, das Panorama, die reine Bergluft zw. 1600 und 2000 m Höhe und den Moment der Entspannung, Freiheit und Vorfreude, kurz bevor man wieder aufs Rad aufsteigt und rein in den Trail fährt. Es folgen 45 min purer Trailgenuss vom Gipfelkreuz auf 1700 m Höhe bis runter ins Tal auf 450 m Höhe! Einfach ein Traum, und genau deshalb liebe ich diesen Sport und die Hohe Kugel!

Das musste ich aber erst mal lernen und ich bin dir, Bine, sehr dankbar, dass du mir auch diese ruhige und schöne Seite der Berge gezeigt hast! :)

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ja klar fahre ich Rennen! Es gibt nichts Schöneres, aber gleichzeitig auch nichts Härteres! Von Hillclimbs, Cross Country, Etappenrennen, Marathonrennen bis Rennradrennen (Kriterium, Bundesliga und Marathon) ist alles dabei!

Lieblingsrennen habe ich eigentlich viele, wie bspw. Sella Ronda Hero, Grand Raid, Ultra Raid de la Meije und alles, was lang ist und weh tut. ;-)

 

 

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Ja, das gibt es, aber leider viel zu wenig! Das Lernen (haha)! Nein Spaß, es ist die Zeit mit denen, die man sehr liebt! Bei so einem straffen Zeitplan kommt die Freizeit und damit die Zeit mit meinen Eltern und Bine viel zu kurz. Aber selbst das kriege ich mittlerweile recht gut hin. Der Tag könnte ruhig noch ein paar Stunden mehr haben ;-).

Im Winter kommt dann noch das Skitourengehen dazu, das mir ebenfalls Bine beigebracht hat. Ein so wunderschöner Sport, der noch viel unbeschreiblicher ist als das Mountainbiken. Das muss man einfach erleben, wenn man im Team einen Gipfel aus dem Tal heraus erklimmt! Das Panorama auf 3000 m Höhe im Winter ist einfach umwerfend schön!

  

 

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Eine sensationelle Frage! Das weiß ich bis heute nicht wirklich, aber es geht. Uni habe ich meist bis mittags, dann ab nach Hause und aufs Rad und am Abend Lernen bzw. die Zeit mit Bine verbringen, wenn sie nicht am Reiten ist. Arbeiten kann ich glücklicherweise von daheim aus, home-office-mäßig, und dafür bin ich Lightweight sehr dankbar. Ab und zu bin ich dann aber auch in Friedrichshafen vor Ort.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Puh, das habe ich so noch nie zusammengezählt. Mal schauen, was jetzt dabei rauskommt!

6-12 h Arbeit + 30 h Uni + 15-25 h Training plus die Lernzeit daheim! Also da kommt schon eine Menge zusammen…

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

„Du bist, was du isst!“ – dieses Motto hab ich nach wie vor. Wer Sport auf so einem hohen Niveau machen will, der muss diszipliniert sein ohne Ende sein!

Ich esse grundsätzlich stark LowCarb, an Ruhetagen sogar fast ketogen, wenn man das Gemüse nicht als Kohlenhydratquelle sehen würde ;-).

Drei Mahlzeiten sind es bei mir am Tag, dabei achte ich auch sehr auf die Kalorien und getreidefrei ist bei mir jede Mahlzeit auch. Das heißt kein Weizen, Vollkorn, Dinkel etc. Ich koche auch wahnsinnig gerne selber und jeder Teller, der auf dem Tisch landet, ist mehr basisch als sauer. Der Körper kriegt das, was er braucht und das in einer sehr guten Qualität. Die Eier kommen frisch vom Bauern, das Gemüse ist meist hier aus der Region, genauso wie der Fisch und das Fleisch aus dem Montafon!

Wie sieht ein typischer Tag unter der Woche bei dir aus?

Da gibt es zwei typische Tage, der eine ist ganz normal, an dem ich Student in der Uni bin, viel lerne, heimkomme, kurz trainieren gehe und weiter lerne bzw. koche.

Der andere Tag ist ein unifreier Tag, an dem ich nach mindestens 8 h Schlaf aufstehe, lowcarb und getreidefrei frühstücke, kurz lerne, dann aufs Rad steige für 3-7 h, heim komme, mich danach immer dehne und dann koche/lerne/Zeit mit Bine verbringe.

Woran erinnerst du dich in der vergangenen Saison besonders gern?

Ganz klar an die Transalp! Ein tolles Erlebnis mit Sven zusammen. Wir haben so viel erlebt, so viel durchgemacht und sind nach sieben Tagen fast unter die TOP10 MEN gerutscht! WOW!

 

 

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2019 gesetzt?

Da sticht eins besonders hervor und zwar die Marathon WM 2019 in der Schweiz in der Nähe von Zermatt und dem Matterhorn! Das ist das Top-Ziel, und auch eine gute Platzierung beim m3, meinem Heimrennen im Montafon :-).

Von daher: viel vor und jetzt ab auf die Rolle!

Kette rechts ;-).