28.01.2021

Evgeny Sidorenko im Interview

Evgeny Sidorenko ist gebürtiger Russe und kam erst 2016 nach Deutschland, nachdem er am Bodensee eine Stelle als Software-Entwickler angenommen hatte. Seit Studienzeiten fährt er Mountainbike und spezialisierte sich in Russland zunächst auf XC-Rennen. In Deutschland schnupperte er in den Marathon-Bereich hinein und fand nach und nach heraus, dass es auch dort spaßige Rennen mit hohem Trailanteil gibt. Sein persönliches Highlight der wettkamparmen Saison 2020 war die Teilnahme am Mouflon Tracks Etappenrennen in Polen, bei dem er sich den dritten Gesamtplatz seiner Altersklasse erkämpfte.

Wie Evgeny zum Team toMotion Racing by black tusk kam und was seine Pläne für die Saison 2021 sind, erfährst du in unserem Interview:

Hallo Evgeny, bitte stelle dich kurz vor.

Ich heiße Evgeny Sidorenko und bin 34 Jahre alt. Ich wurde in Russland geboren und habe dort bis 2016 gelebt. Zunächst in Novosibirsk, dann einige Jahre in Moskau und anschließend wieder in Novosibirsk. Ende 2015 fand ich Arbeit in Deutschland und zog 2016 nach Tettnang, wo ich seither lebe.

Mein erster Besuch in Deutschland war 2013 in München während der Weihnachtszeit. Ich verliebte mich in das Land und träumte davon, hierher zu ziehen. Schließlich fand ich eine Stelle bei einem Software-Hersteller am Bodensee und so war es eher ein Zufall, dass Tettnang unsere neue Heimat wurde. Inzwischen glaube ich, dass dies der absolut beste Wohnort ist, weil man hier tolle Möglichkeiten zu verschiedenen Outdoor-Sportarten hat, speziell Biken.

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Meine Frau Natalya und unsere beiden Kinder Dimitrii (4 Jahre) und Ekaterina (7 Jahre).

 

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Inzwischen bin ich Gruppenleiter im Bereich der Softwareentwicklung bei einem Unternehmen, das  Antivirenprogramme herstellt und eine Zweigstelle in Friedrichshafen hat. Leider arbeite ich Corona-bedingt seit fast einem Jahr im Homeoffice.

An meiner Arbeit gefallen mir die technischen Herausforderungen und ich glaube daran, dass meine Arbeit die Welt ein bisschen besser macht.

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Seit der Schulzeit treibe ich Sport – zunächst Leichtathletik (Laufen), Basketball, Volleyball und Langlauf. Später stieg ich um aufs Mountainbike. Das einzige Fahrrad, das ich bis dahin hatte, war ein Ein-Gang City Bike. Aber an der Uni lieh mir einmal ein Freund ein Mountainbike zum Ausprobieren. Es war ein „vollgefedertes Mountainbike“, wie man sie bei Amazon für EUR 200,- findet, aber für mich war es damals das „best bike ever“. Etwas später kaufte ich mir mein erstes Hardtail und das war der Beginn einer langen Reise. Zunächst machte ich nur Ausfahrten mit Freunden, aber dann spürte ich, dass ich etwas anderes brauchte. Zusammen mit einem Freund meldete ich mich zu einem Rennen an. Leider sprang mir kurz davor im Training ein Baum in den Weg und ich brach mir zum ersten Mal das Schlüsselbein. Im folgenden Jahr griff ich meine Idee einer Rennteilnahme wieder auf. Ab da begann ich zu trainieren und meine Ergebnisse zu verbessern und nach ein paar Jahren war ich einer der besten Fahrer in Novosibirsk und Sibirien.

Später fand ich Arbeit in Moskau und zog um, blieb dem Biken aber treu. Moskau ist in Russland einer der besten Bezirke zum Mountainbiken, weil es viele Konkurrenten gibt und viele XC und Marathon-Rennen mit sehr technischen Trails. Einerseits ist Moskau eine der schlimmsten russischen Städte für Radfahrer wegen der vielen Menschen und Autos und wenigen Trails, aber gleichzeitig bieten Moskau und sein Umland die besten Rennen in ganz Russland.

In Russland spezialisierte ich mich auf XC-Rennen. Mir gefielen die technischen Trails und anfangs fand ich die Marathon-Rennen in Deutschland langweilig, weil bei den meisten der Anteil an Waldautobahnen hoch ist (mein erster Marathon war der Albstadt Bike Marathon). Aber nach weiteren Recherchen merkte ich, dass auch Marathons technisch anspruchsvoll sein können und Spaß machen.

Früher habe ich nie unter professioneller Anleitung trainiert und mit der Zeit wurde das zum Problem, weil ich  meine Motivation verlor und immer weniger trainierte. Letztes Jahr beschloss ich, mir einen Trainer zu suchen, fand Andrea und schloss mich auch ihrem Team toMotion Racing by black tusk an. Damit hat für mich eine neue Ära des Trainings und Rennen-Fahrens begonnen.

Insgesamt gibt es drei Gründe, warum ich gerne trainiere und Rennen fahre. Erstens mag ich es, mich mit anderen zu messen und zu gewinnen. J Zweitens fühle ich mich ohne Training, Rennen und Ausdauersport im Allgemeinen demoralisiert und unglücklich, weil ich Dopamin und Adrenalin zum Leben brauche. Und drittens helfen mir solche Aktivitäten dabei, mental gesund zu bleiben, weil ich damit nach der Arbeit das Hirn ausschalten und entspannen kann.

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ich nehme an vielen Rennen teil. Im vergangenen Jahr stand fast jedes Wochenende ein Rennen im Kalender, aber aus den uns allen bekannten Gründen wurde daraus nichts. Ich mag Etappenrennen, Marathons und Cross-Country-Rennen. Straßenrennen mag ich nicht, aber vermutlich werde ich auch die irgendwann ausprobieren.

Meine große Entdeckung letztes Jahr war ein Etappenrennen in Polen namens „Mouflon Tracks“, das fast nur aus Trails besteht. Grundsätzlich liegen mir eher technische Rennen als die „flachen“ Rennen wie der Albstadt Marathon oder die Albgold Trophy.

Ein weitere tolle Entdeckung war der Sigma Bike Marathon in Neustadt an der Weinstraße, weil das Rennen wortwörtliche ein Marathon auf XC-Trails war.

 

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Ich liebe meine Kinder und meine Frau. Daneben habe ich Freude an anderen Aktivitäten wie Snowboarden und Langlaufen. Beim Snowboarden fahre ich gerne abseits der Pisten und Pulverschnee-Tage gehören zu den schönsten Tagen meines Lebens.

 

Natürlich habe ich auch Interessen außerhalb des Sports: ich arbeite gerne mit den Händen (z.B. Modellbau), ich bin ein LEGO-Fan und habe viele LEGO-Sets aufgebaut, speziell aus der LEGO-Technik-Serie. Auch probiere ich gerne mit Arduino herum, finde aber leider nicht allzu viel Zeit dafür.

Außerdem warte ich meine Bikes gerne selbst und kann fast alles von der Kettenpflege bis hin zum Dämper-auseinander-und-zusammenbauen.

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Ich habe flexible Arbeitszeiten, so dass es überhaupt kein Problem ist, das Training mit meiner Arbeit zu kombinieren. Vermutlich findet es meine Frau nicht so toll, dass ich fast alle Wochenenden auf dem Bike verbringe, aber sie akzeptiert es. Wie oben erwähnt hilft mir das Training, meine mentale Gesundheit in bester Verfassung zu halten und das ist auch ein wichtiges Argument, wenn ich mit meiner Frau über mein Training diskutiere.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Nein, nicht wirklich. Das einzige, was ich zu mir nehme, sind Iso-Getränke während des Trainings und ein Recovery Drink nach dem Training.

Welche Begegnung (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

Ich würde sagen, dass das Andrea und ihr toMotion Racing Team waren. Sie haben mir neue Motivation fürs Training gegeben und Unterstützung bei den Rennen.

Woran erinnerst du dich in der vergangenen (recht außergewöhnlichen) Saison besonders gern?

Da es dieses Jahr nicht so viele Rennen gab, habe ich mich nach neuen Rennen umgesehen und bin auf das Mouflon Tracks Etappenrennen in Polen gestoßen. Das Rennen besteht fast nur aus Trails – bergauf wie bergab und es war mein bestes Rennen im Jahr 2020 mit dem 3. Gesamtplatz meiner AK und einem Top 5-Rang in der Gesamtwertung.

 

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2021 gesetzt?

Momentan ist es schwierig, irgendetwas zu planen, aber in Bezug auf Rennen werde ich versuchen, an so vielen wie möglich teilzunehmen und dabei in der AK-Wertung möglichst gut abzuschneiden.