12.10.2021

Gelungener Saisonabschluss in Singen

Für die meisten der neun Teammitglieder des Lindauer Mountainbike-Rennstalls toMotion Racing by black tusk, die beim Hegau Bike Marathon in Singen am Start standen, war es das letzte Rennen der Saison 2021. Bei schönstem Oktober-Sonnenschein gingen sie auf die schnelle Strecke und hatten je nach gewählter Distanz 80, 49 oder 31 Kilometer zu bewältigen. Besonders erfolgreich waren Daniel Bürgin und Mike Woland auf der Kurzstrecke: Woland wurde Zweiter der Hauptklasse Herren und Fünfter im 109-köpfigen Gesamtfeld, sein Teamkamerad fuhr in der Masters 2-Kategorie einen überlegenen Sieg ein. Außerdem freute sich das Team über fünf weitere Top-Ten-Platzierungen.

 

Eisige Temperaturen erwarteten die toMotion-Racer frühmorgens in Singen. Doch wenig später lachte die Sonne bereits von einem wolkenlosen Himmel und sollte die Mountainbiker den gesamten Tag über begleiten. Neun Teammitglieder des Lindauer Rennstalls hatten sich in Singen versammelt, um an dem traditionell sehr schnellen Rennen quer durch die Hegauer Vulkanlandschaft teilzunehmen. Thore Perske hatte sich als Einziger seines Teams für die 80-Kilometer Langstrecke mit mehr als 2000 Höhenmetern entschieden. Er bewältigte diese Distanz in 3:21:11 Stunden und sicherte sich damit Rang fünf der Hauptklasse Herren. Auch in der Gesamtwertung des 110-köpfigen Teilnehmerfelds fuhr der 22-Jährige mit Platz zehn ein Top-Ten-Ergebnis ein.

Fünf toMotion-Teammitglieder standen am Start der Mitteldistanz, auf der sie 49 Kilometer und 1400 Höhenmeter vor sich hatten. Marcel Scheu startete von weit hinten, konnte jedoch bereits auf den ersten zwei Kilometern zur Spitze aufschließen. „Bis 19 km vor dem Ziel fuhr ich in der Verfolgergruppe mit, bis ich mich dazu entschied, an einer kurzen Rampe eine Attacke zu starten, um mich dann abzusetzen“, berichtet er über seinen Rennverlauf. „Meine Attacke hatte Erfolg und ich konnte auf die der Spitzengruppe zum Opfer gefallenen Fahrer aufschließen.“. Mit einem weiteren U19-Fahrer duellierte sich der 17-Jährige bis zuletzt, wurde von ihm im Zielsprint leicht behindert und musste sich schließlich mit einer Sekunde Rückstand geschlagen geben. Letztlich war Scheu als schnellster toMotion-Racer auf der Mitteldistanz jedoch zufrieden mit seinem fünften Altersklassen-Platz und Rang 18 im 219-köpfigen Gesamtklassement. Tobias Häffner ging aus einer schlechten Startposition heraus das Rennen sehr schnell an, um nach vorne zu fahren. Dies bezahlte er gegen Ende des Rennens mit Krämpfen, wodurch er noch einige Positionen verlor. Trotzdem überquerte Häffner nach einer Fahrtzeit von 2:13:25 Stunden nur gut vier Minuten nach seinem Teamkollegen die Ziellinie und wurde damit Achter der Masters 1-Kategorie. Gabi Scheu bestritt in Singen ihr drittes Rennwochenende in Folge. „Eine schnelle Strecke auf Wiesen-, Feld-und Schotterwegen, allerdings mit teils fiesen kurzen Anstiegen mit über 20 Prozent Steigung, bei denen man dann auch mal den Blick über die schöne Vulkanlandschaft schweifen lassen konnte“, beschreibt sie die Streckenführung der Mitteldistanz. Sie genoss das Rennen und freute sich am Ende über Rang acht der Masters 2-Kategorie. Gregor Hösler hatte viel Spaß bei diesem Rennen und freute sich, endlich einmal seine Teamkollegen wiederzusehen. Das Rennen ging er etwas zu forsch an, wodurch er im weiteren Verlauf mit seiner Muskulatur zu kämpfen hatte und schließlich 300 Meter vor dem Ziel durch ein kapitale Krämpfe in beiden Oberschenkeln ausgebremst wurde. Als sich diese nach zwei Minuten endlich gelöst hatten, rollte er auf Rang 15 der Masters 1-Kategorie über die Ziellinie.

 

Auf der Kurzdistanz ging für toMotion Racing by black tusk die Post ab. Mike Woland behauptete von Beginn an einen Platz in der Spitzengruppe des 109-köpfigen Fahrerfeldes. „Kurz vor dem ersten Anstieg hatten wir zu viert schon eine kleine Lücke zu den Verfolgern herausgefahren und im Anstieg selber habe ich versucht, meinen eigenen Rhythmus zu finden. Am Ende konnte ich mit einer Zeit von 1:12:26 den zweiten Platz in der Hauptklasse Herren und den Rang fünf in der Gesamtwertung erreichen“, fasst er sein Rennen zusammen. Daniel Bürgin beendete in Singen ebenso wie Woland seine Saison. „Ich blieb meinem Herbstmotto der Kurzdistanz treu und knechtete mich ein letztes Mal auf dem 31 Kilometer-Parcours.“. Nach einer starken Startphase fand er eine gute Gruppe, in der er das gesamte Rennen bestritt. Im Ziel erfuhr er überrascht, dass er den achten Platz Overall und  in seiner Altersklasse Masters 2 einen überlegenen Sieg eingefahren hatte mit mehr als sechs Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten. „Wahnsinn, welch ein Abschluss! Nach zweimal Podium am vergangen Wochenende nun der Sieg im letzten Rennen“, freute er sich. „Der Herbst könnte eigentlich so weiter gehen, aber ich muss dringend in die Saisonpause, weil ich schon im Mai 2022 wieder in Topform sein will.“. Sein Teamkollege Jan Finster brauchte zunächst lange, um richtig warm zu werden und begleitete im zweiten Teil des Rennens die spätere Zweitplatzierte der Hauptklasse Damen. Am Ende freute er sich mit etwas mehr als zwei Minuten Rückstand aufs Altersklassen-Podium über Rang sieben der Masters 2 Kategorie und fuhr damit in seinem letzten Saisonrennen ebenfalls ein Top-Ten-Ergebnis ein.

  

Ergebnisübersicht:

Hegau Bike Marathon, Singen

Langstrecke (80 km, 2050 hm)

5. Platz HKLm                  Thore Perske (3:21:11)

Mittelstrecke (49 km, 1400 hm)

5. Platz U19                     Marcel Scheu (2:08:50)
8. Platz Masters 1            Tobias Häffner (2:13:25)
15. Platz Masters 1          Gregor Hösler (2:21:53)
23. Platz Masters 3          Michael Morgenroth (2:35:19)
8. Platz Masters 2            Gabi Scheu (3:06:59)

Kurzstrecke (31 km, 650 hm)

2. Platz HKLm                  Mike Woland (1:12:26)
1. Platz Masters 2            Daniel Bürgin (1:15:42)
7. Platz Masters 2            Jan Finster

 

Original-Rennberichte:

Marcel Scheu, 5. Platz U19 beim Hegau Bike Marathon, Mitteldistanz:

„Nachdem ich ein paar Minuten zu spät an den Start gekommen war, stand ich relativ weit hinten. Nach ungefähr 2 km fand ich mich an der Spitze wieder, aber ich musste ziemlich schnell feststellen, dass ich das Tempo der Spitze nicht mehr mitgehen konnte. Den Schluss fuhr ich mit drei Fahrern in meinem Alter, wir setzten immer abwechselnd Attacken und zum Schluss kam es zum Zielsprint, bei dem ich von einem der Fahrer behindert wurde und dadurch mit einer Sekunde Rückstand auf dem 5. Platz in meiner AK landete  und Platz 19. in der Gesamtwertung. Ich bin letztendlich zufrieden mit meiner Leistung, auch wenn ich mich zum Saisonende nicht mehr voll ausbelasten konnte. Die Beine waren noch ganz gut, aber ich merke, dass ich jetzt eine Pause brauche und werde mich dann auf die nächste Saison gut vorbereiten.“

Tobias Häffner, 8. Platz Masters 1 beim Hegau Bike Marathon, Mitteldistanz:

„Der Hegau Bike Marathon in Singen war die letzte Möglichkeit für mich, doch noch bei einem Marathon in 2021 an den Start zu gehen. Leider war ich einer der letzten bei der Startaufstellung, da ich bei den kühlen Herbsttemperaturen doch etwas zu lange mit Warmfahren vertrödelt hatte. Nach einer Stunde machte sich dann der viel zu schnelle Start bemerkbar, bei dem ich mich durch das Fahrerfeld gekämpft hatte. Mit Krämpfen musste ich etwas raus nehmen und verlor dann doch noch einige Plätze. Am Ende reichte es immerhin für Platz 31 und 8. in der AK Masters 1.“

Gabi Scheu, 8. Platz Masters 2 beim Hegau Bike Marathon, Mitteldistanz:

„Start bei bestem Wetter zum ersten Mal beim Hegau Bike Marathon in Singen, zwar etwas kühl am Morgen aber Sonne! Im Großen und Ganzen lief es ganz gut bei mir, aber das 3. Rennwochenende hintereinander merkt man dann schon in den Knochen :-) Eine schnelle Strecke auf Wiesen-, Feld-und Schotterwegen, allerdings mit teils fiesen kurzen Anstiegen mit über 20 %, bei denen man dann auch mal den Blick über die schöne Vulkanlandschaft schweifen lassen konnte, landschaftlich mal etwas ganz anderes. An einem längeren Anstieg flog Nadine Rieder an mir vorbei, die dann auch Deutsche Meisterin wurde. Als dann ein paar Minuten später eine größere Verfolgergruppe der Lizenzdamen an mir vorbeifuhr, konnte ich mich auf der Ebene wenigstens ein paar Minuten hinten dranhängen :-)  Eigentlich war die Mittelstrecke mit 49 km angegeben, daraus wurden dann jedoch 51 km und ich war dann froh, als das Ziel auftauchte. Ich hatte mir eine Zeit zwischen 3 Stunden und 3 Std. 15 Minuten vorgenommen, das hat geklappt: mit 3 Std. 6 Minuten kam ich ins Ziel und wurde 8. in meiner AK. Eventuell starte ich dann noch Ende Oktober bei den Gonso Albstadt Classics.“   

Gregor Hösler, 15. Platz Masters 1 beim Hegau Bike Marathon, Mitteldistanz:

„Toller Saisonabschluss, hatte richtig Spaß. Schön war auch mal wieder ein paar mehr Leute vom Team zu sehen, auch wenn es nur vier auf das Foto geschafft haben. Das Rennen selbst war schmerzhaft. Ich wusste nicht ganz, wie ich es angehen sollte und wo ich leistungsmäßig gerade stehe. War wohl ein bisschen zu forsch. Und die erste richtig glitschige Kurve hab ich dann auch noch mit meinem Hintern trocken gewischt. Naja, ab da war‘s dann „Kampf dem Krampf“, wobei ich mich eigentlich ganz gut geschlagen habe. Bis 300 m vorm Ziel – das ist mir noch nie passiert – ich wollte auf der letzen Brücke nochmal voll reintreten. In dem Moment als ich aufgestanden bin, haben beide Oberschenkel so gekrampft, dass ich mich nur noch in den Pedalen stehend am Brückengeländer festhalten konnte und einen Streckenposten zu Hilfe gerufen habe. Nur mit dessen Hilfe konnte ich meine Knie wieder beugen und nach 2 Minuten Pause die 300 Meter ins Ziel rollen. Wär ich mal nicht aufgestanden - ich kam mir so dumm vor! Aber intensives, geiles Rennen!“

Daniel Bürgin, 1. Platz Masters 2 beim Hegau Bike Marathon, Kurzdistanz:

„Im Rahmen des Hegau Bike Marathon fand letztes Wochenende die Deutsche Meisterschaft im Marathon statt. Während ich in der Vergangenheit immer auf der 49- bzw. 80-Kilometerstrecke unterwegs war, bleibe ich meinem Herbstmotto der Kurzdistanz treu und knechte mich ein letztes Mal auf dem 31 Kilometer-Parcours.

Scheibenkratzen am Renntag ist ein unschönes Vorzeichen und als ich rund zwei Stunden später in Singen eintreffe, hat´s nur vier Grad. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mir beim Warmfahren jemals einen dicken Hoody, Wollmütze und eine langer Hose übergestreift habe. Begleitet von der weiblichen Existenzfrage „Was ziehe ich an“ stehe ich dann um 11 Uhr im Merinowollunterhemd und langen Kompressionssocken im Startblock, um den einstelligen Temperaturen Herr zu werden.

Das Rennen ist dann tatsächlich recht schnell und unspektakulär erzählt. 10.05 Uhr Startschuss, die Führungsgruppe inklusive mir hetzt dem Führungsmotorrad hinterher, ballert danach mit einem 40er Schnitt am Kanal entlang, um sich dann im ersten Asphaltanstieg komplett zu zerbröseln.

Ich lasse gefühlt 20 Fahrer ziehen und schaffe auf der Anhöhe gerade noch den Sprung in eine 3-Mann-Gruppe. Hinter mir hat sich noch Lui (mein Mitstreiter aus Furtwangen) angehängt. Von da an werden wir nur noch von den E-Bikern überholt. Ein Dame echauffiert sich, dass sie in den Abfahrten von unserer Gruppe überwalzt wird und dann verkehrsbedingt in den Ansteigen nicht gemütlich vorbeiziehen kann. Doch die Gruppe mag nicht so recht laufen, zwei Fahrer nehmen immer Tempo raus, um auf jemanden zu warten. Ich fahre weiter Tempo, um mit geringem Vorsprung zu sehen, wie die Gruppe inklusive Lui wieder Tempo fährt, um mich zu holen. Das mache ich drei Mal so, bis es mir so auf den Sack geht, dass ich plötzlich komplett aufhöre zu treten, mich einholen lasse und jetzt nur noch in der Gruppe sitze. Wenn keiner mit mir mitfährt, mache ich nun auch nix mehr, entscheide ich zunächst frustriert.

Wie wichtig und richtig diese Entscheidung war, wird sich auf den nächsten Kilometern zeigen. In der Gruppe bolzt nur einer Tempo und ich bin froh dabei zu sein. Nach meiner starken Startphase fällt es mir teilweise immer schwerer, das Tempo zu halten und ich bin froh, die Jungs um mich zu haben.

Immer wieder wird gewartet, immer wieder bolzt einer Tempo. Im Wind, in den Anstiegen, in den Trails. Irgendwann fahre ich im Anstieg zum Ersten auf und quatsche ihn an. Hey klasse Rennen, du fährst super stark, was seid ihr für ne Altersklasse? Er offenbart mir, dass sie zu dritt in der Teamwertung starten, deshalb wird immer mal gewartet und dann gemeinsam wieder Tempo gebolzt. Weder in der Altersklasse, noch in der Gesamtwertung sind wir Kontrahenten. Besser könnte es für mich nicht laufen, ich müsste nur immer unter den ersten dreien in dieser Gruppe bleiben und es wird quasi immer auf mich gewartet, um anschließend Tempo zu bolzen. So lasse ich mich durchs Rennen tragen, ohne selbst die Nase in den Wind zu strecken, und keiner ist mir böse. Lui kämpft immer etwas um den Anschluss, ist aber zur Stelle, als wir an den letzten Anstiegen im Rennen einen Kontrahenten von vorne auffahren. Ich hab seit der Startphase keinen Meter mehr geführt, wir sind aber alle am Anschlag und ich konzertiere mich darauf, irgendwie nun noch Lui und unseren neuen Mitstreiter loszuwerden. Da die zwei sich aber im Matschloch der letzten Trailabfahrt selbst zerlegen, lasse ich mich vom 3er Team ins Ziel eskortieren. Ich warne die Jungs noch vor einer rutschigen Kurve kurz vor dem Ziel, weil ich will, dass wir alle heile durchkommen, und beteilige mich anschließend nicht beim Zielsprint. Die Jungs haben Tempo gemacht und das gehört sich nicht. Ich richte mein Trikot und rolle gemütlich über den Zielstrich zum Bratwurststand. Ich suche die drei Jungs und bedanke mich fürs Rennen, warte noch auf Lui und Freund Sascha. Viel sind noch nicht hier, wundere ich mich, obwohl ich doch so viel am ersten Berg hab ziehen lassen?

Ich zücke mein Handy und sehe schon die ersten Nachrichten von Pamela, die das Rennen wieder komplett verfolgt und analysiert hat. Laut ihrem Screenshot bin ich auf Platz 8, aber nicht in der Altersklasse sondern Overall. Lediglich 7 Fahrer sind vor mir rein gekommen, davon jedoch keiner in der Masters 2 Klasse, was somit Platz 1 für mich bedeutet. Wen ich da am ersten Berg vor mir gesehen habe, weiß ich bis jetzt nicht. E-Biker, Graveler? Keine Ahnung.

Wahnsinn, welch ein Abschluss! Nach zweimal Podium am vergangen Wochenende nun der Sieg im letzten Rennen. Der Herbst könnte eigentlich so weiter gehen, aber ich muss dringend in die Offseason, weil ich schon im Mai 2022 wieder in Topform sein muss.“

Mike Woland, 2. Platz HKLm beim Hegau Bike Marathon, Kurzdistanz:

„Am vergangenen Sonntag bin ich mein letztes Rennen der Saison beim Hegau Bike Marathon in Singen gefahren. Zum Saisonabschluss habe ich mich für eine kleine Runde entschieden und bin daher die kürzeste Strecke mit 31 km und 650 hm, die in Singen angeboten wird, gefahren. Um aus einer guten Startposition zu starten, bin ich schon um 10:40 Uhr an den Vorstart gegangen. Der Start war erst um 11:05 Uhr, daher war es mir wichtig, so lange wie möglich warm angezogen zu bleiben, um nicht auszukühlen. Als der Startschuss fiel, habe ich gleich ein paar Plätze gut gemacht, um bei dem hohen Tempo nicht den Anschluss an die Spitze zu verlieren. Nach ca. dem ersten km habe ich mich unter den ersten 3 eingereiht und wir haben das Tempo hoch gehalten. Kurz vor dem ersten Anstieg hatten wir zu viert schon eine kleine Lücke zu den Verfolgern herausgefahren und im Anstieg selber habe ich versucht, meinen eigenen Rhythmus zu finden. Am Ende konnte ich mit einer Zeit von 1:12:26 den 2. Platz in meiner Altersklasse und den 5. Platz in der Gesamtwertung erreichen.“

Jan Finster, 7. Platz Masters 2 beim Hegau Bike Marathon, Kurzdistanz:

„Junge, Junge, ist das kalt am Morgen. Nach dem Warmfahren bei 4 bis 5 Grad geht‘s für mich erst mal zum Aufwärmen in den Camper. Zum Start hin hat sich das Thermometer glücklicherweise schon wieder ein wenig nach oben bewegt. Nach dem Start geht‘s, wie immer, ab wie die Feuerwehr. Ich kann mich ca. an Position 25 halten und habe meine beiden Teammates Daniel und Mike gut 20 Meter vor mir. Am ersten Berg kommt, was kommen musste: Volle Attacke aus der Spitzengruppe heraus, ich sehe die Jungs aus dem Sattel gehen, will eigentlich auch, aber eine Stimme in meinem Kopf schreit: "STOOOP, bist du bekloppt!?!? Du hast exakt 35 Höhenmeter auf dem Tacho, der Puls ist am Anschlag und die Beine nicht wirklich warm... fahr hier gefälligst dein eigenes Tempo hoch!!!" Ah, die Stimme kenne ich. Das ist die, die ich schon so häufig erfolgreich ignoriert habe. Und wie ist das dann eigentlich fast jedes Mal ausgegangen? Ich entscheide mich, dieses Mal auf die Stimme (der Vernunft?) zu hören, mich nicht innerhalb von 10 Minuten komplett zu zerschießen und  darauf zu vertrauen, dass meine Stunde in dem Rennen schon noch kommen wird. Der erste Anstieg ist heftig, auch der zweite und der dritte. Ich bin einfach nicht wirklich warm und verliere Position um Position. Verdammt, gefühlt komme ich dem letzten Platz immer näher. Verdammt, ich sollte weniger fluchen! Dann kommt die erste Wiesenabfahrt, ... na endlich!!! Kette rechts, tief Luft holen und Feuer frei! Vier Plätze gewonnen, nächster Anstieg, wieder ein Platz weg, glücklicherweise sehe ich die Kuppe. Nein, ist keine Kuppe, nur ne Kurve, die den nächsten steilen Anstieg verdeckt, ganz toll! Der nächste Fahrer kommt von hinten, jetzt reicht‘s mir aber, ... dran ans Hinterrad und hinterher, ... Flachstück,... da vorn fahren zwei Damen,... raus aus dem Windschatten und ab geht's. Und schon bin ich dran. Langsam wird's. Ich merke, dass ich schneller kann, da vorn kommt schon die nächste Abfahrt. Ich rufe "Auf geht's Mädels" und gehe vor, ... rein in die Abfahrt, ... wieder zwei Fahrer überholt und siehe da, eine der Damen (Katrin) ist noch da. Am Berg geht sie voran, meine Ehre zieht mich mit, wenn die Beine nicht mehr wollen. Im Flachen ist sie leicht langsamer, so dass ich fast immer vorfahre. Ist tendenziell ne blöde Taktik, die dazu führt, dass ich die ganze Zeit recht nah am Anschlag fahre, aber wir machen richtig Tempo und auch einige Plätze gut, erwischen aber leider keine gute Gruppe mehr, weil die überholten Fahrer gleich wieder hinten raus fallen. Dann kommen die Lizenzfahrer auf der Langstrecke von hinten, leider immer am Berg, so dass wir uns da auch nicht dran hängen können. Irgendwann hängt uns ein Juniorenfahrer im Heck. Ich erinnere mich an den lustigen Rennbericht von Daniel vom letzten Wochenende und möchte ihn motivieren. Ich rufe: "Hey Junior, ich werd' bald 50, mach auch mal was!" Hat funktioniert, leider viel besser als ich dachte. Der Junior zündet am nächsten sandigen Anstieg unter einer Brücke den Turbo und ist schon wieder weg. Wow, der Spruch ist ne echte Waffe und sollte beim nächsten Mal viel überlegter eingesetzt werden. Jetzt endlich kommen ein paar kleine Trails, wir machen noch ein paar Positionen gut, dann ein schönes Matschloch, das uns die fällige Schlammpackung verpasst, und endlich kommt dann auch er, der "Schweinebuckel". 300.000 % Steigung zuerst auf Wiese, dann auf Schotter, Puls am Anschlag, Tunnelblick, rechts und links die Zuschauer, die einen da hoch brüllen, Tour de France-Feeling. "Sitzen bleiben, sitzen bleiben, BLEIB SITZEN!" sag ich mir immer wieder, wenn du hier aus dem Sattel gehst, dreht das Hinterrad durch, dann ist's gelaufen. Geschafft! Jetzt kommen die letzten 4 km. Wieder Vollgas. Ich bin viel im Wind, hinter uns hat sich irgendwie noch ein Fahrer rein gemogelt und macht, nach ein wenig Motivation, auch mal was. Dankeschön. Ich schaue ihn mir an, ein Kraftpaket. Das wird eng im Zielsprint. Ich sollte also versuchen, das Thema vorher zu lösen. An einem Flachstück sehe ich meine Chance, Kette rechts, raus aus dem Sattel und gleich mal 50 Meter weg, aber ..., nicht doch,... aaaaaahhhhh, da kommt ne super-enge 90 Grad Schotterkurve. Die Bremsen glühen, die Räder stehen, ich drifte um die Kurve mit gefühlt 2,6 km/h und höre glücklicherweise kein Lachen von hinten, ein Ehrenmann. Mein Vorsprung hat sich in Luft aufgelöst, er hängt mir wieder am Hinterrad und lässt sich ganz sicher nicht noch mal verladen. Dann noch ein kurzer Anstieg, ich gebe alles, aber er bleibt dran, ruht sich auf dem nächsten Flachstück schön im Windschatten aus. Dann geht's in den Zielsprint, ich mach's eng, doch hab keine Chance. Hab's Pulver einfach zu früh verschossen. Lasse ihn fahren und klatsche auf der Zielgeraden mit den Zuschauern ab. Klasse!!! Mit Platz 7 in der AK, Rang 31 Overall und vor allem mit der Zeit bin ich nach dem schweren letzten Jahr dennoch rundum zufrieden. Glückwunsch an Daniel zum überragenden AK-Sieg und an Katrin zu Rang 2 bei den Damen.“