25.06.2020

Gregor Hösler im Interview

Gregor ist noch ziemlich neu im Team toMotion Racing by black tusk und genau genommen auch ziemlich neu bei jeder Art von Radrennen. Seine gute Freundin Anja Knaub, ihres Zeichens 12-Stunden-MTB Welt- und Europameisterin sowie Gründungsmitglied von toMotion Racing, lotste ihn im vergangenen Jahr ins Team und auf die Rennstrecke. Mit einem „Schaffst du eh! Weiß ja, wie du fährst“ motivierte sie ihn dazu, 2019 mit ihr als sein erstes Radrennen überhaupt den Super Giro Dolomiti mit seinen 207 Kilometern und 4150 Höhenmetern unter die Reifen zu nehmen. Und sie hatte recht – Gregor bewältigte diesen Radmarathon souverän in 7:31:05 Stunden.

Noch mehr Spaß hatte der Medientechniker wenige Wochen später beim Albstadt Marathon, seinem ersten Mountainbike-Rennen. Was ihm daran so gut gefiel und was er sich für die doch etwas außergewöhnliche Saison 2020 noch vorgenommen hat, erfährst du in unserem Interview:

Hallo Gregor, bitte stelle dich kurz vor.

Gregor Hösler, 37 Jahre, München

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Meine Frau Karin.

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich bin Selbstständiger in der Medien- und Eventbranche. Hauptauftraggeber ist ein Film- und Fotostudio, bei dem ich mich um die Technik kümmere. Normalerweise ist die Branche spannend und abwechslungsreich, derzeit leider eher langweilig bis angespannt.

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Sport ist für mich eine Pause vom Alltag. Wenn ich Sport mache, dann möglichst fokussiert und immer verbunden mit einem gewissen Ehrgeiz. Mein gestriges Sportler-Ich muss einfach geschlagen werden. Das Gefühl etwas geschafft zu haben, eine Tour, ein Training, eine neue Bestleistung, macht einfach glücklich. Erschöpft, aber glücklich.

Mountainbiken stillt nicht nur meinen Hunger nach Erschöpfung und Spaß bei fahrtechnisch anspruchsvollen Passagen, es ist auch ein bisschen Freiheitsgefühl. Mit der Reichweite des MTBs lassen sich unabhängig von asphaltierten Straßen neue Wege entdecken. Immer ein bisschen Abenteuer.

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ich habe erst letztes Jahr mit Rennen angefangen, da ist die Auswahl noch recht bescheiden. Der Super Giro Dolomiti in Lienz war schon ein irres Erlebnis und der Kufsteiner Radmarathon mit Speichenbruch und Regen abenteuerlich. Jaja, ich weiß, Rennrad... Getoppt werden beide aber definitiv vom Albstadt Marathon. So viele bekloppte Leute, die sich mit dir auf die Strecke stürzen und ein ganzer Haufen Zuschauer, einfach Wahnsinn.

 

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Rennradfahren! Äh, rein zu Trainingszwecken natürlich! Ansonsten koche ich sehr gerne, nehme Berge auch mal zu Fuß oder mit nem Brett darunter. Ich bin im Vorstand eines Skiclubs bzw. Hüttenclubs, in den ich zuletzt viel Zeit und Nerven investiert habe. Natürlich nur, um von dort aus Mountainbiken zu können. ;-)

So ein 20 Zoll Kinderfahrrad hab ich auch noch im Keller. Das bräuchte auch mal wieder Ausgang oder Ausfahrt oder Ausflug.

Zu allem Überfluss habe ich auch noch ein paar Freunde, die scheinen aber Gott sein Dank nicht so anspruchsvoll zu sein. ;-)

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Ich versuche das Training bestmöglich in meinen Tages- und Wochenplan zu integrieren. Perfekt geplant und durchgetaktet trifft der Plan auf die Realität und fliegt mir dann um die Ohren. Und zwar regelmäßig. Ich nehme mir gerne Zeit für Training, aber mit Vor- und Nachbereitung nimmt es schon sehr viel Zeit in Anspruch, manchmal mehr als geplant. Ist der Plan dann recht eng gestrickt, muss ja irgendwas hinten runter fallen oder geschoben werden. In Planung und Zeitmanagement ist bei mir ordentlich Luft nach oben und ich bin definitiv der letzte, von dem ihr dazu Tipps annehmen solltet.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Normalerweise arbeite ich so 30 bis 40 Stunden die Woche und trainiere ca. 10 Stunden. Im April war das plötzlich andersrum. Unseren geplanten Urlaub konnten wir nicht antreten und in der Arbeit war Däumchen drehen angesagt. Das nagte irgendwann an den Nerven und ich bin froh, dass sich meine Arbeitswelt wieder etwas normalisiert hat.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Ich fahre hin und wieder „Lowcarb“-Einheiten oder reagiere mit mehr proteinreichen Mahlzeiten auf besonders kraftintensives Training. Viel mehr passe ich meine Ernährung dem Training aber nicht an.
Generell versuche ich mich ausgewogen zu ernähren, mit wenig tierischen Produkten und noch weniger Fleisch, Fertigprodukten oder hoch verarbeiteten Lebensmitteln. Ich verzichte auf nichts komplett, sondern hab nach und nach vegane Alternativen beibehalten, wo sie für mich funktionieren, und so die Verhältnisse langsam verschoben. Ich fühle mich ganz gut damit.

Wie sieht ein typischer Tag unter der Woche bei dir aus?

Ich glaube den typischen Tag gibt es bei mir gerade nicht. Idealisiert bzw. im Februar war das noch Aufstehen, Kaffee, Fitnesstraining oder leichtes Training für eine halbe bzw. eine Stunde, Frühstück, Arbeit und danach die intensiveren oder längeren Trainingseinheiten, gefolgt von Nahrungsaufnahme, falls die nicht schon in der Arbeit stattgefunden hat. Die normale Abendgestaltung wären Freunde, Familie, Kino, Isar, Fußball, etc. und weniger Couch und Netflix als zuletzt.

Welche Begegnung (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

Puh, da gib es schon ein paar, aber besonders schön in Erinnerung bleiben mir die Mountainbiketouren zusammen mit meinem Vater.

Woran erinnerst du dich in der vergangenen Saison besonders gern?

Mein erstes Rennen, bzw. Radmarathon. Diese Stimmung vor dem Start ist faszinierend. Sehr spannend fand ich auch die Mischung aus Belauern, Sympathien, Konkurrenz und Zusammenarbeit in einer bunt zusammengewürfelten Gruppe. Am Ende standen natürlich der Stolz und das Glücksgefühl, es geschafft zu haben, wenn man über die Ziellinie fährt.

 

Welche Ziele hast du dir für die – doch etwas außergewöhnliche - Saison 2020 gesetzt?

Erst mal will ich gesund bleiben und das wünsche ich auch allen anderen.

Die letzte Saison (meine erste Saison) war ziemlich chaotisch. Ich hab die Zeit genutzt, etwas Ordnung in meine Trainingsdaten zu bekommen und die Trainingsgeräte besser aufeinander abzustimmen. Ein paar kleinere technische Details an den Rädern selbst sind auch noch in Arbeit. Mein Equipment ist jetzt schon weit besser als letztes Jahr, ich kann mich mehr darauf verlassen und damit hoffentlich auch besser trainieren. Das Hauptziel dahinter ist, den Aufwand rund um das Training möglichst gering zu bekommen und sich nicht von schlechter oder schlecht eingestellter Technik ablenken zu lassen.

Im Training selbst gehe ich neben genereller Radfitness meine MTB-Schwachpunkte von letzter Saison an, die ich Ende der Saison gerne testen würde. Wenn keine Rennen mehr kommen, dann per Leistungsanalyse als Grundstein für den nächsten Trainingsplan.

Außerdem habe ich ein paar längere Touren, die ich immer schon mal machen wollte, es zeitlich aber nie geschafft habe. Die will ich demnächst angreifen und mir damit auch ein bisschen Trainingsmotivation zurückholen. Die Freude am Radfahren will ich mir auf jeden Fall bewahren.