28.01.2020

Jürgen Langhans im Interview

Jürgen Langhans, der im vergangenen Jahr zum Team toMotion Racing by black tusk gestoßen ist, blickt auf einen spannenden beruflichen Werdegang zurück. Nach Abschluss seines Lehramtsstudiums arbeitete er zunächst als Redakteur für den Bereich Test und Technik bei der Mountainbike-Zeitschrift „bike sport news“ und genoss es, sein Hobby damit zum Beruf gemacht zu haben. Später entschloss er sich jedoch, in seinen ursprünglichen Beruf zurückzukehren und unterstützt seither als Berufsschullehrer Jugendliche ohne Ausbildung, in einem zweiten Anlauf ihren Schulabschluss nachzuholen und eine passende Ausbildungsstelle zu finden.

Sportlich ist Jürgen nicht nur auf dem Bike, sondern auch auf der Laufstrecke gut. 2018 wurde er bei der Bayerischen Meisterschaft im Cross-Duathlon Dritter seiner Altersklasse M45 sowie Siebter bei der Deutschen Meisterschaft. 2019 stellte er die Rennen etwas zurück und konzentrierte sich auf die Vorbereitung eines großen Reiseprojekts: eine Radtour durch Costa Rica. Einen Link zu seinem Reisebericht findest du ganz unten.

Was Jürgen an seiner Tätigkeit als Berufsschullehrer gefällt, was es mit seiner Liebe zu „altem Blech“ auf sich hat, und was er sich für 2020 sportlich vorgenommen hat erfährst du in unserem Interview:

Hallo Jürgen, bitte stelle dich kurz vor.

Jürgen Langhans, 49 Jahre, ich wohne in 94377 Steinach am Fuße des Bayerischen Waldes.

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Zur Familie gehören Lebensgefährtin Caro und Tochter Hannah (19). Mein jüngerer Bruder Christian war in seiner aktiven Zeit ein erfolgreicher Mountainbiker, unter anderem deutscher CC-Meister bei den Junioren 1994.

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich bin Lehrer an einer Berufsschule und dort für die JOA-Klassen verantwortlich. JOA steht für Jugendliche ohne Ausbildung, die in einem zweiten Anlauf ihren Schulabschluss nachholen können und Hilfe beim Finden einer passenden Ausbildungsstelle bekommen. An meinem Beruf gefällt mir, dass ich immer mit jungen Leuten zu tun habe und ihnen den Start ins Leben erleichtern kann. Und dass ich Jugendlichen helfen kann, die wirklich Hilfe brauchen.

Seit einiger Zeit bin ich auch Referent im bayerischen „Lehrteam Mountainbike“. Zweimal im Jahr bieten wir einen Lehrgang für Sportlehrkräfte an, die in einem einwöchigen Kurs in der Oberpfalz ihren Übungsleiter- bzw. C-Trainerschein erwerben können.

Außerdem bin ich Redakteur, in diesem Beruf habe ich vorher gearbeitet. Bei der Mountainbikezeitschrift „bike sport news“ mit Sitz in Regensburg war ich für den Bereich Test und Technik verantwortlich und habe auch Rennberichte geschrieben. Während meines Studiums habe ich dort als freier Mitarbeiter begonnen und bin dann fest in die Redaktion eingestiegen.

Gefallen hat mir vor allem, dass ich mein Hobby Mountainbiken zum Beruf machen konnte und weltweit sehr viel auf Messen, bei Rennen oder Herstellern und auch in schönen Bikeregionen zum Testen unterwegs war.

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Ich habe schon als Kind begonnen, Sport zu treiben. Zunächst Fußball, dann Tennis. Als sich in den 80ern bei mir im Ort ein Radverein gegründet hat, bin ich mit einem Freund dazu gegangen und hab bald gemerkt, dass das das Richtige für mich ist. Wir sind in den ersten Jahren ausschließlich Rennrad gefahren, weil es noch keine Mountainbikes in Deutschland gab. Als ab 1988 die ersten Mountainbikes in den Radgeschäften auftauchten, hab ich mir mit meinem Bruder zusammen eines gekauft. Ein „Longus Competition“ mit Stahlrahmen, dünnen Reifen und ungefähr 17 Kilo Gewicht. Wir hatten Riesenspaß damit und im Verein sind bald viele dazugekommen. Auch die ersten Rennen sind wir damals schon gefahren.

Vor dem Hintergrund dieser vielen positiven Erfahrungen ist Sport für mich zum festen Bestandteil des Lebens geworden. Körperlich fit zu sein ist mir wichtig und entscheidend für mein Wohlbefinden. Am Mountainbiken bedeutet mir vor allem die Bewegung draußen in der Natur viel und die Ruhe, die man dabei genießen kann. Mir gefällt es auch, unbekannte Gegenden mit dem Rad zu erkunden. Zur Abwechslung laufe ich immer wieder und geh im Winter zum Langlaufen.

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ja, ich fahre Rennen. Begonnen hab ich im Jugendalter mit Straßenrennen und bin dann aufs Mountainbike umgestiegen. Auch Crossrennen bin ich einige gefahren, für mich die härteste Radsportdisziplin. Jetzt fahre ich am liebsten Bikemarathons, vor allem Kurz- und Mittelstrecke.

Mein Lieblingsrennen war früher das „Bike on Fire“, ein 24 h-Rennen in Sulzbach-Rosenberg. Ein Rennen in einem stillgelegten Stahlwerk mit ganz eigenem Flair. Diese Veranstaltung gibt es leider nicht mehr.

Jetzt gefallen mir beispielsweise die Salzkammergut Trophy, das Bikefestival in Riva, der Ortler Bikemarathon oder der Author Kral Sumavy in Klatovy. Alles super organisierte Veranstaltungen in herrlicher Landschaft.

 

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Ja. Ich reise beispielsweise gern. Vor einigen Jahren habe ich auch meine Liebe zu „altem Blech“ entdeckt und zusammen mit meinem Bruder ein paar Oldtimer hergerichtet. Gerade restaurieren wir ein himmelblaues Käfer Cabrio aus dem Jahr 1969.

 

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Seit meine Tochter studiert und eine eigene Wohnung hat, bleibt mehr Zeit für den Sport. Als Lehrer kann ich mir den Nachmittag frei einteilen und nehme mir fast täglich etwa zwei Stunden Zeit fürs Sporteln. Am Wochenende auch mal mehr.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Ich unterrichte 24 Stunden, dazu kommen Vor- und Nachbereitung. Für das Training nehme mir etwa 10-14 Stunden pro Woche Zeit, je nach Zeitpunkt in der Saison. In den Schulferien auch mehr.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Ich achte auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit genügend Vitaminen und Mineralstoffen. Ich achte vor allem in der Saison darauf, möglichst fettarm zu essen. Vor den Wettkämpfen genügend Kohlehydrate.

Wie sieht ein typischer Tag unter der Woche bei dir aus?

Um 6.45 Uhr aufstehen. Von 8 bis 13 Uhr Schule, dann nach Hause und eine Kleinigkeit essen. Im Anschluss etwa 2 Stunden Training. Dann kommt meine Lebensgefährtin nach Hause und es gibt Abendessen. Danach noch Unterrichtsvor-/nachbereitung und um etwa 22.30 Uhr ins Bett.

Welche Begegnung (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

Ich erinnere mich gern an die Begegnung mit Ben Serotta und Chris Chance in ihrer Rahmenmanufaktur in Amerika. Die beiden waren zu ihrer Zeit die angesehensten Stahl- und Titanrahmenbauer. Ich habe bei langen Gesprächen und beim Besichtigen der Rahmenbaumanufaktur viel Interessantes erfahren.

Woran erinnerst du dich in der vergangenen Saison besonders gern?

Ich erinnere mich besonders gern an den Bikemarathon in Riva, bei dem ich mir einen Platten gefahren habe. Zunächst sehr ärgerlich, aber dann kamen mir Betreuer vom toMotion Team zu Hilfe und haben mir völlig unkompliziert ein Vorderrad geliehen, obwohl ich noch nicht Teammitglied war. Eine sehr schöne Geste!

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2020 gesetzt?

Fit und gesund zu bleiben. Schön wären Treppchenplatzierungen bei den Bikemarathons in der Masters 3-Klasse.

 

Jürgen 2019 bei seiner Radreise durch Costa Rica. Link zum Reisebericht