26.04.2021

Michael Urschitz im Interview

Michael Urschitz wohnt in Wiesbaden und gehört dem toMotion-Standort Rhein-Main an. Der gebürtige Österreicher kam 2018 ins Team toMotion Racing by black tusk, nachdem er seine Ernährung radikal umgestellt und etliche überflüssige Pfunde verloren hatte. Seither nimmt der 51-jährige Kinderarzt und Epidemiologe mit Begeisterung an lokalen Rennen teil und freut sich über seine Rennerfolge. Wie er auf unser Team aufmerksam wurde und weshalb sich Michael zu den „Coronagewinnern“ zählt, erfährst du in unserem Interview.

Hallo Michael, bitte stelle dich kurz vor.

Mein Name ist Michael Urschitz, ich bin 51 Jahre alt und wohne derzeit in Wiesbaden.

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Ich habe eine 11-jährige Tochter namens Zelda, die bei mir wohnt. Der Rest der Familie (z.B. meine Mutter) lebt in Österreich, wo ich herkomme. Geschwister habe ich keine.

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich bin Kinderarzt und Epidemiologe und mache hauptberuflich Kindergesundheitsstudien. In meiner Ausbildung zum Kinderarzt habe ich gemerkt, dass ich – im Gegensatz zu vielen Kollegen – gerne Forschung und Studien mache. Außerdem habe ich keine Angst vor Mathe und Statistik ;-). Daher habe ich mit 35 Jahren noch berufsbegleitend Epidemiologie studiert. Seit 2013 leite ich eine Arbeitsgruppe an der Universitätsmedizin Mainz.     

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Ich bin in Kärnten aufgewachsen und seit Kindesbeinen in den Bergen unterwegs. Berge und Gipfel haben für mich eine besondere Faszination. Als ich durch eine Verletzung nicht mehr bergsteigen und klettern konnte, bin ich aufs Mountainbike umgestiegen. Das Mountainbike ermöglicht mir heute, die Berge nochmal auf eine andere Art wahrzunehmen. Dort oben bin ich ganz bei mir und ich fühle eine starke Verbundenheit mit der Natur. Daher sind für mich Gipfeltouren oder ein Alpencross die absoluten Highlights beim Mountainbiken.

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ich bin mit Ende 20 bereits Rennen gefahren und habe an nationalen Ärztemeisterschaften teilgenommen. Nach einer längeren berufsbedingten Pause bin ich 2018 wieder eingestiegen und habe wieder große Freude am sportlichen Wettkampf entwickelt. Ich kenne noch zu wenige Rennen, um ein klares Urteil abgeben zu können, aber die Grüne Hölle in Freisen gehört zum Besten, was ich bislang gesehen habe.

 

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Wenn man sich entscheidet, sein Training auf Rennen auszurichten, muss man wohl oder übel Abstriche bei den sonstigen Hobbies machen. Ich versuche aber, zusammen mit meiner Tochter so oft wie möglich in meine Heimat nach Kärnten zu fahren. Wir haben dort eine kleine Almhütte auf 1700 m Höhe. Das ist mein „Tibet“, dort lade ich meine Akkus auf. Im Winter gehe ich dann extrem gerne mit den Schneeschuhen durch ein immer verschneites „Winterwonderland“. Das ist ein sehr guter Ausgleich zum Mountainbiken.      

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

In 2020 und 2021 war das durch Corona leichter als zuvor. Da ich seither fast nur noch im Homeoffice arbeite, bin ich, was Training und Familie betrifft, viel flexibler geworden. Das wird nach Corona wieder eine Umstellung, befürchte ich.  

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Ich habe meine bezahlte Arbeitszeit auf 32 Stunden pro Woche reduziert und versuche auch, nicht zu viele Überstunden zu machen. Das ist wichtig, um die Kreativität und Motivation für den Beruf aufrecht zu erhalten. Auf der anderen Seite muss ich einiges in meine Gesundheit investieren, vor allem um meine Rückenprobleme im Griff zu haben. Der Trainingsplan kommt von Andrea und umfasst in der Vorbereitungsphase 8 bis 10 Stunden pro Woche.   

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Klar! Ohne das würde es auch nicht gehen. Ich habe im Januar 2018 noch fast 82 kg gewogen, was bei einer Größe von 180 cm einem BMI von über 25 entspricht. Ich war also übergewichtig und mein erstes Ziel in 2018 war, das Gewicht wieder auf die 67 kg zu bekommen, die ich mit 30 Jahren hatte. Ich habe mich daraufhin sportmedizinisch betreuen lassen und Leistungsdiagnostik vorher und nachher gemacht. Nach vier harten Monaten hatte ich es dann geschafft. Meine Watt/kg Werte machten einen unglaublichen Sprung und der Sportmediziner meinte, er hätte selten so eine Entwicklung bei einem Hobbysportler gesehen. Ich war schon stolz auf das Erreichte und es gab mir unglaubliche Motivation, jetzt dranzubleiben. Geschafft habe ich es durch eine radikale Umstellung meiner Ernährung, die ich bis heute beibehalten habe. Im Prinzip ist es eine Kombination aus 16/8 Intervallfasten, Low Carb vor allem abends und der Verzicht auf Alkohol und Süßkram.

Welche Begegnung (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

2016 lernte ich Harald Friedrich (Standortleiter des toMotion-Standorts Rhein-Main) bei einem Spiel der Bayern in einer Mainzer Sky Bar kennen. Er saß in toMotion Klamotten neben mir und ich sprach ihn darauf an. Da erzählte er mir von toMotion und dem Trainingsangebot, das der Mainzer Standort machte. Ich dachte mir damals noch, dass ich viel zu schlecht für ein Raceteam wäre. Es brauchte dann noch zwei Jahre und etliche Stunden Grundlagentraining, bis ich das Gefühl hatte, ich könne halbwegs mithalten. Im März 2018 habe ich ihn wieder kontaktiert und seither bin ich beim Mainzer Radsportverein (MRSV) bzw. später im Jahr dann auch bei toMotion Racing by black tusk eingestiegen. Dieser eine Fußballabend in der Bar hat schon ein klein wenig mein Leben verändert.   

Woran erinnerst du dich in der vergangenen (recht außergewöhnlichen) Saison besonders gern?

Es ist seltsam, aber ich gehöre wohl zu den Coronagewinnern. Beruflich sowieso, aber auch sportlich. Wie oben erwähnt, hatte ich 2020 insgesamt vielleicht sogar mehr Zeit fürs Training als in den Jahren zuvor. Ich konnte auch – trotz zahlreicher Absagen - an mehr Rennen teilnehmen als sonst. Diese liefen alle sehr zu meiner Zufriedenheit, so dass ich 2020 aus sportlicher Sicht auch nicht kritisieren kann.

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2021 gesetzt?

Ich bin kein Fan von zu vielen, zu konkreten oder zu weitreichenden Zielen. Die äußeren Bedingungen können sich beruflich, privat und auch durch Corona sehr schnell ändern. Ich ziehe daher Kurzzeitziele vor. So war ein Ziel von mir, trotz geschlossener Fitnessstudios eine gute Saisonvorbereitung hinzubekommen. Dazu habe ich mein Wohnzimmer zur Fitnesskammer umgerüstet ;-) und einen Smarttrainer angeschafft. Jetzt, Mitte April, fühle ich mich auch wirklich gut und denke, es war eine gute Vorbereitung für 2021. Nun werde ich meine nächsten Ziele setzen, natürlich je nachdem, welche Rennen dann tatsächlich stattfinden. Die Deutsche Ärztemeisterschaft in Albstadt würde mich schon wieder sehr reizen. Nach Platz 4 in der AK im Jahr 2019 würde ich dieses Mal nur zu gerne aufs Treppchen fahren. Darüber hinaus plane ich, im Sommer eine längere Auszeit zu nehmen und dann eher spontan an lokalen Rennen teilzunehmen. Wenn irgendwie möglich, möchte ich wieder nach Freisen und freue mich sehr, dass es dieses Jahr dort ein Teamrennen geben soll.

 

Deutsche Ärztemeisterschaft, Albstadt 2019:

toMotion Trainingslager Provence 2019: