26.08.2021

Mit viel Willen zum Erfolg: Platz vier und fünf beim heavy24

Ein weiteres Ultrarennen ist Geschichte: beim diesjährigen heavy24 am Stausee Oberrabenstein nahe Chemnitz erreichte Dennis Sczudlek vom Lindauer Mountainbike-Rennstall toMotion Racing by black tusk mit Platz vier sein bisher bestes Ergebnis als Solo-Fahrer. Sein Teamkollege Daniel Bürgin erlebte ein emotional aufwühlendes Rennen, bei dem er einen vier Wochen zuvor erlebten, schweren Unfall verarbeitete. Er biss sich trotz zweier Reifendefekte und körperlicher Beschwerden durch und beendete das heavy24 auf Platz fünf unter 55 Solo-Fahrern.

Dennis Sczudlek, der in Oberrabenstein sein erstes 24-Stunden-Rennen im schwarz-cyanfarbenen Teamoutfit von toMotion Racing by black tusk bestritt, bezeichnet das heavy24 als sein absolutes Lieblingsrennen. Er hatte sich vorgenommen, die Runde von 9,2 Kilometern und 142 Höhenmetern rund um den Stausee Oberrabenstein in diesem Jahr mindestens 44 Mal zu schaffen, um in die Top Ten zu fahren. In einer starken Vierergruppe mit seinem Teamkollegen sowie zwei weiteren Mitstreitern konnte er die Runden zunächst deutlich unter der angestrebten 30-Minuten-Marke absolvieren. Nach rund vier Stunden löste sich die Gruppe jedoch auf, als Bürgin mit einem Reifendefekt zurückblieb und ein anderer Fahrer das schnelle Tempo nicht mehr mitgehen wollte.

Kurz vor 20 Uhr wurde Dennis Sczudlek ebenfalls durch einen Defekt ausgebremst. „Mein Sattel hatte sich gelöst und in einem sehr schnellen Trail selbstständig gemacht. Trotz Vollbremsung und 20-minütiger Suche nach allen Teilen fand ich nur den Sattel wieder. Alle Platten, Schrauben usw. waren weg“, berichtet er. So fuhr er die Runde im Stehen zu Ende und bemühte sich im Start-Ziel-Bereich um Ersatz. Dort bekam er zwar einen neuen Sattel, musste jedoch die restlichen 16 Stunden des Rennens in einer ungewohnten Sitzposition bestreiten. Knie- und Nackenschmerzen sowie ein aufgescheuertes Gesäß waren die Folge. Sczudlek biss sich durch und arbeitete sich in der Nacht kontinuierlich nach vorne. Mit Tagesanbruch kehrten die Zuschauer zurück an die Strecke und feuerten die Fahrer noch einmal an. „Nach den letzten vier extrem harten Stunden erreichte ich auf Platz vier liegend das Ziel. Mit einer Runde Rückstand auf die Plätze drei und zwei sowie eine Runde Vorsprung auf Platz fünf war ich mega happy mit dem Ergebnis!“, freute sich der toMotion-Fahrer, der in Neuenhagen bei Berlin zuhause ist. Im Verlauf der 24 Stunden hatte er 432 Kilometer und 6674 Höhenmeter auf dem Rad zurückgelegt, einen Großteil davon auf Trails.

 

Für Daniel Bürgin, der ebenfalls schon etliche 24-Stunden-Rennen gefahren ist, war das diesjährige heavy24 eine besondere Erfahrung. Nur vier Wochen zuvor hatte er einen schweren Radunfall erlebt, von dem er mit dem Helikopter ins Krankenhaus gebracht werden musste. Erst wenige Tage vor Rennbeginn war der toMotion-Fahrer, der Mitte August seinen 40. Geburtstag feierte, wieder schmerzfrei. Das heavy24 begann auch für ihn gut, bis ihn in der achten Runde ein Reifendefekt stoppte. Vierzig Minute, die er schiebend und vorsichtig fahrend zurücklegte, kosteten ihn eine Menge Kraft. Mit einem neuen Hinterrad und auf Platz 18 liegend begann er die Aufholjagd, bis er sich dreieinhalb Stunden später Platz zehn zurückerobert hatte. „Ich war noch nie ein 24h Solo so schnell angegangen, schon gar nicht auf solch einem schweren Kurs. Ich wartete auf den Moment, an dem sich das rächen würde. Doch der Mann mit dem Hammer zeigte sich nicht, er legte stattdessen einfach einen rostigen Nagel auf die Strecke“, erinnert er sich. Der zweite Reifendefekt brachte Daniel Bürgin an den Rand der Verzweiflung, denn ein weiteres Ersatzrad hatte er nicht dabei. Ein geliehenes Laufrad seines Teamkollegen war in diesem Fall die Rettung. Nach nur zehn Stunden Renndauer ging der toMotion-Fahrer körperlich und mental angeschlagen in die Nacht, fand im Verlauf der nächtlichen Runden jedoch die mentale Stärke, das Rennen zu Ende fahren zu wollen. Auch ein geschwollener, schmerzender linker Knöchel konnte ihn dabei nicht aufhalten und so beendete er am Sonntag nach 423 Kilometern und 6532 Höhenmetern das heavy24 auf Rang fünf.

 

   

„Im Nachgang betrachtet war dieses Rennen wohl eines der Wichtigsten, die ich je gefahren bin“, fasst Bürgin zusammen. „Zum einen, um die negativen Ereignisse der letzten Wochen abzuschütteln und hier einen Neustart zu wagen. Zum anderen war keines meiner bisherigen Ultrarennen lehrreicher. Mein Körper hat gezeigt, dass er auch eine aggressivere Fahrweise in solch einem Rennen wegstecken kann und ich muss nicht mehr mit angezogener Handbremse fahren, weil ich sonst nicht durchkomme. Wie immer gab es schwierige Momente – das ist Ultracyling, genau dafür hassen und lieben wir diese Rennen.“.

Ergebnisübersicht:

heavy24, Oberrabenstein

4. Platz Solo      Dennis Sczudlek (47 Runden, 432,4 km / 6674 hm)
5. Platz Solo      Daniel Bürgin (46 Runden, 423,2 km / 6532 hm)

Original-Rennberichte:

Dennis Sczudlek:

"Am Wochenende ging es in Richtung Chemnitz, genauer gesagt zum Stausee Oberrabenstein. Hier fand das heavy24 statt. Endlich durfte ich für mein neues Team, toMotion Racing by black tusk bei einem Ultra Rennen als MTB Solo Starter an den Start gehen. Wir reisten bereits Freitagmittags an. Nach dem Aufbau und Bezug des Fahrerlagers ging es als Vorbelastung auf Streckenerkundung. Alles war recht trocken und die noch bestehenden Pfützen sollten sich mit der Zeit trocken fahren. Ein Blick in die Wettervorhersage verriet Samstag Trocken, Sonntag gegen Ende des Rennens Regen. Soweit so gut, alles machbar.

Am Abend hatten wir dann eine kleine Teamsitzung mit unseren Frauen, Betreuern, Freunden und auch einigen Mitstreitern, welche wir bereits von anderen Rennen kannten. Es fielen die üblichen Floskeln wie "Ich bin nicht fit" oder "Zu wenig trainiert" und "Bin froh, wenn ich durchfahren kann" und all sowas. Man kennt das ja bereits. Einig waren wir uns, dass wir zwischen 20 Uhr und 20.30 Uhr auf Licht gehen sollten.

Für mich persönlich hatte ich mir 44 Runden vorgenommen, um in den Top 10 landen zu können. Dies bedeutete im Schnitt unter 30 Minuten pro Runde zu bleiben.

Am nächsten Morgen, nach einem ordentlichen Frühstück, ging‘s zur Fahrerbesprechung. Nicht wirklich was Neues erfahren, ist aber Pflicht. In der Zeit baute meine Betreuerin alles Nötige für die kommenden 24 Stunden auf. An der Startlinie der Solo-Fahrer standen dann unter anderem Kai Saaler, Anselm Holthaus usw., was zeigte, wie stark das Feld besetzt war.

Vom Start weg konnte ich mich in den Top 15 platzieren. Es bildete sich eine starke Vierer- Gruppe und wir konnten Runden deutlich unter der angestrebten 30 Minuten Marke fahren. Diese Gruppe hielt ca. 4 Stunden, bevor Daniel aufgrund eines Hinterradschadens zurückfiel, ein weiterer Fahrer konnte das Tempo einfach nicht mehr halten und fiel ebenfalls zurück. So drehten wir zu zweit weiter Runde für Runde, bei recht gleichbleibenden Rundenzeiten wie zu Anfang. Gegen 18 Uhr war ich dann endlich in den Top 10 angekommen, hatte noch 2 Stunden zum Wechsel auf Licht und fühlte mich echt super.

Kurz vor 20 Uhr dann ein Defekt bei mir. Mein Sattel hatte sich gelöst und in einem sehr schnellen Trail selbstständig gemacht. Trotz Vollbremsung und 20-minütiger Suche nach allen Teilen fand ich nur den Sattel wieder. Alle Platten, Schrauben usw. waren weg. Also eine gute halbe Runde ohne Sattel zu Ende gefahren und ab zum Radservice. Kurz die Lage geschildert und beschlossen, die Transfer gegen eine normale Stütze zu tauschen. Ich sollte zügig auf Licht gehen und wieder kommen, dann sei das Rad fertig. Und tatsächlich, alles fertig und grob eingestellt. Einziger Nachteil, alle Positionen passten natürlich nicht mehr, was bei ein paar Stunden nicht so wild ist, aber ich hatte ja noch 16 Stunden vor mir.

Aus Platz 7 zum Service gekommen, ging es auf Platz 11 liegend wieder auf die Strecke. Aufholjagd in der Nacht. Nicht so einfach, die Konzentration ließ nach, die Sicht war doch recht eingeschränkt und der Verkehr war auch nicht zu vernachlässigen. In diesem Jahr war die Nacht dann auch noch deutlich länger, die Sonne ging früher unter als sonst im Juni und später wieder auf. Bereits nach 4 Stunde machte sich auch der Teilewechsel stark bemerkbar. Nackenschmerzen, wunder Hintern, aber am schlimmsten waren die Knieschmerzen.

Nichtsdestotrotz hieß es durchhalten und es lohnte sich. Bei Sonnenaufgang lag ich auf Platz 4. Nur 2 Runden Rückstand auf Platz 3 und 1 Runde Vorsprung auf Platz 5. Das war nicht gerade viel. Ausruhen war da nicht, denn jetzt gaben alle noch mal das Letzte, was sie hatten. Die Rundenzeiten wurden wieder deutlich schneller. Emotionen pushten einen nochmal und auch die Zuschauer kamen wieder und feuerten einen zusätzlich noch mal an. Nach den letzten 4 extrem harten Stunden erreichte ich auf Platz 4 liegend das Ziel. Mit einer Runde Rückstand zu Platz 3 und Platz 2 sowie eine Runde Vorsprung zu Platz 5 war ich mega happy mit dem Ergebnis.

Ganz besonderen Dank geht auch diesmal an meine Betreuerin, welche die weit mehr als 24 Stunden durchgehalten hat, mich verpflegt und versorgt hat. Ohne dies wäre das Ganze nicht möglich gewesen. Und das ist meist ein noch sehr viel härterer Job.“

Daniel Bürgin:   http://www.becomeapro.one/2021/08/25/heavy24-bringszuende/