11.07.2017

Projekt „Abfahrt von der Grande Sassière (3751 m)“ – Teil 1

Für den August 2017 steht ein besonderes Vorhaben im Kalender von drei Teammitgliedern von toMotion Racing by black tusk: eine Abfahrt vom Gipel der 3751 Meter hohen „Aiguille de la Grande Sassière“ (kurz „Grande Sassière“), die genau auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien liegt. Dieser Berg gehört zu den höchsten mit dem Mountainbike befahrbaren Gipfeln der Alpen und stellt die drei Fahrtechnik-Spezialisten vor eine große Herausforderung. Akteure des anspruchsvollen Projekts sind Andrea Potratz, Claudia Potratz und Roland Ast.

Andrea ist Geschäftsführerin des Lindauer Trainingsspezialisten toMotion GmbH und gleichzeitig Teamchefin des rund 120 Mitglieder umfassenden Mountainbike-Teams toMotion Racing by black tusk. Seit ihrer Jugend betreibt sie Leistungssport – seit etlichen Jahren hauptsächlich auf dem Mountainbike. Ihre hervorragenden Fahrtechnik-Kenntnisse werden ihr bei der Abfahrt vom Grande Sassière sehr zugute kommen.

Ihre Partnerin Claudia ist Ärztin und betreibt eine Urologie-Praxis in Lindau. Auch sie ist seit vielen Jahren auf dem Mountainbike unterwegs und verbringt zusammen mit Andrea fast jeden Urlaub in Gegenden, die mit adrenalinhaltigen Mountainbike-Touren glänzen. Abfahrten aus über 3000 m Höhe sind für sie keine Neuheit.

Roland, der im Unterallgäu wohnt, ist ein enger Freund von Claudia und Andrea. Der Diplomingenieur meisterte im August 2014 mit der Abfahrt vom 3610 m hohen Barrhorn  im schweizerischen Wallis ein ähnlich anspruchsvolles Projekt, gemeinsam mit Andrea. (Anmerkung der Redaktion: auch zu diesem Projekt gibt es einen Nachbericht, den wir euch auf Anfrage an presse(at)tomotion-gmbh.de gerne zukommen lassen).

Die Schweizer Mountainbike-Zeitschrift „Ride“ beschreibt die Abfahrt von der Grande Sassière so: „Die Tour an sich gehört in die Abteilung der Superlativen. Auf nur wenigen Routen muss das Bike so weit und so steil hochgeschleppt werden. Auf nur wenigen Gipfel ist die Aussicht so umwerfend wie hier – Mont Blanc, Grand Combin, Monte Rosa, Matterhorn und Gran Paradiso stehen in Reih und Glied. Und kaum eine Abfahrt ist atemraubender als dieser Pfad, eingeklemmt zwischen Gletscher und senkrecht abfallender Felsflanke. Kurz und gut: ein umwerfendes Erlebnis für gute Fahrtechniker mit hochalpiner Erfahrung.“

In unserem heutigen Newsletter möchten wir euch ein paar Hintergrundinfos dazu geben, wie Andrea, Claudia und Roland auf dieses Projekt kamen und wie sich die drei Mountainbiker darauf vorbereiten. Im Juli-Newsletter erfahrt ihr, welches Material sie für die geplante Abfahrt ausgewählt haben und warum. Und im August folgt dann der Nachbericht zu diesem Projekt, sicherlich gespickt mit sensationellen Bildern. Hier nun unser Interview mit Andrea, Claudia und Roland.

Andrea, wie bist du auf das Projekt gekommen?

Ich habe in der „Ride“ einen Bericht über die Befahrung der Grande Sassière gelesen. Kurz davor war ich mit Roland ja auf dem Barrhorn und damit war das nächste Projekt schon geplant… Das ganz ist zwar schon über zwei Jahre her, aber für so was muss auch die Vorbereitung stimmen - das Wetter, die Termine der Beteiligten und man sollte dafür auch nicht gerade gestresst sein. So hat es jetzt etwas gedauert, aber im August soll es dann soweit sein.

Hast du schon mal eine in dieser Länge oder Schwierigkeit vergleichbare Abfahrt gemacht?

Die Abfahrt wird eine Länge von 12 km und 1200 (1400 laut „Ride“?)Tiefenmetern haben, das ist schon lang, aber noch nicht extrem lang. Ich habe auch schon Abfahrten gemacht, die waren 2.500 Tiefenmeter am Stück, zu Beginn durch hochalpines Gelände, bis man dann irgendwann in den Weinbergen endet. Das dauert dann schon ein paar Stunden. Von der Schwierigkeit her denke ich, dass die Abfahrt vom Barrhorn anspruchsvoller ist, aber das weiß ich erst, wenn wir oben waren.

Bei solchen Bergen merkt man beim Abfahren auch die Höhe und man muss ganz schön schnaufen, besonders wenn es auch noch technisch anspruchsvoll ist.

Also, etwas Vergleichbares habe ich schon mal gemacht, aber trotzdem ist es jedes Mal wieder ein eigenes Abenteuer und wieder anders.

Claudia, was reizt dich besonders an diesem Projekt?
Mich reizt es, mit zwei mir sehr nahstehenden Menschen eine Herausforderung anzunehmen, die man nicht geschenkt bekommt. Meine Rennkarriere ist eine Weile her, aber als Leistungssportler braucht man ab und zu ein lohnendes Ziel.

Hast du schon mal eine vergleichbare Abfahrt gemacht?
Hochalpine Abfahrten in ähnlichem Gelände und auf über 3000 m Meereshöhe haben wir alle schon hinter uns gebracht z. B. im Aostatal, Zermatt oder im Wallis.

Wie bereitest du dich auf die Abfahrt vom Grande Sassière vor?
Wir alle fahren seit vielen Jahren Mountainbike und haben zudem noch Bergerfahrung. Die Vorbereitung zu einem solchen Projekt beginnt fast ein Jahr davor und reicht von leichten, gemütlichen Touren am flachen Bodensee bis zur Akklimatisierung kurz vor dem Vorhaben in Bormios Skigebieten. Auch das Material haben wir sehr sorgfältig ausgesucht und getestet, denn auf über 3000 Metern ist eine Radpanne besonders nervig und Materialfehler können sehr gefährlich werden.

Roland, wie sehen deine Vorbereitungen auf dieses Projekt aus?
Die Vorbereitung für das Projekt "Grande Sassière by bike" begann bei mir dieses Jahr im Januar. Statt einer Woche La Palma habe ich mir dieses Jahr zwei Wochen 'genehmigt'. Hier gibt es schon zu Jahresbeginn optimale Voraussetzungen, auf schweren Trails an Fahrtechnik und Sicherheit, die bei mir im Kopf beginnt, zu arbeiten. In der Phase Februar/März habe ich viel Life Kinetik zu Hause gemacht. Macht Spaß und bringt unglaublich viel für Gleichgewicht, Koordination, situatives Reagieren. Anfang April habe ich in Kärnten eine Woche Grundlagen gekurbelt. Gleich im Anschluss hatte ich das große Vergnügen, mit dem toMotion Nachwuchs Team (TNT) in der Provence zu trainieren. Ende April dann ein Fahrtechniktraining mit meinen Freunden aus der „Knabengruppe Peter Pan“ bei Andrea (siehe Newsletter 5-2017).

Momentan bin ich in der Phase, den spezifischen Anforderungen des Projekts entsprechend zu trainieren. Konkret heißt das, das Bike viel tragen und das, so wie am langen Wochenende vom 15. - 18. Juni, teils über 1000 hm und an oder besser über die 3.000 m Marke. Im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten wird das auch das Konzept für die nächsten Wochen sein. Ende Juli sind dann noch 4 Tage im Wallis mit Andrea bei einem Enduro-Camp geplant. Das ist ideal vom Zeitpunkt und bietet die Möglichkeit, auch als Dreierteam noch einen Trainingsreiz zu setzen.

Zusammengefasst: Um von der Grande Sassière abzufahren, muss man erst mal hoch kommen. 1500 hm Bike tragen auf eine absolute Höhe von 3.751 m ist eine Ansage.  Um dann so vom Berg abzuFAHREN, wie es mein Anspruch ist, darf am Gipfel nicht das letzte Körnchen verbraucht sein, damit ich stark genug bin, um die fahrtechnischen Fähigkeiten, die ich mir angeeignet habe, sowohl mental als auch körperlich noch abrufen zu können. Alle Vorbereitungen dienen diesem Ziel.

Was empfindest du beim Gedanken an dieses Projekt?
Nun, das Projekt gibt es für Andrea und mich nicht erst seit diesem Jahr. Geplant haben Andrea und ich das Projekt erstmals in 2014 (!). Seither noch unvollendet, obwohl jedes Jahr auf der Liste "must do" ganz oben, ist ja auch eine Aussage (=Gedanke) zur Qualität des Ziels. Da muss halt alles passen ... individuelle Fitness, Wetter, … Und weil sich die Gedanken schon so lange um dieses Projekt drehen, ist die Motivation hoch, es dieses Jahr nun endlich zu vollenden und die Vorfreude darauf ist das dominierende Gefühl dabei. Besonders schön finde ich, dass wir es dieses Jahr zu dritt, also Andrea, Claudia und ich, angehen wollen. Es ist bei mir so eine Mischung aus Respekt und Fokussierung (Ehrgeiz? Nein, … sowas kenne ich nicht J). Ich denke, das ist eine gesunde Mischung, die diesem Projekt angemessen ist. Ja, ich bin fokussiert, muss aber auch den Kopf einschalten, damit ich nicht verkrampfe. Wenn ich über die bisherige Vorbereitung zum Projekt nachdenke, spüre ich die Sicherheit, dass ich es „im Kreuz habe“ und wir/ich auf einem guten Weg sind/bin, da wir dieses Jahr das passende Wetter relativ flexibel in einem 14-tägigem Zeitfenster im August abpassen können. Denn zappelig werde ich nur bei den Dingen, die ich selber nicht beeinflussen kann.