18.03.2020

Roland (Olaf) Ast im Interview

Roland Ast ist ein sehr intensiv lebender und erlebender Mensch, der seit dreißig Jahren auf dem Mountainbike sitzt. Er gehört zum Urgestein des Mountainbike-Teams toMotion Racing by black tusk und kannte die Teamchefin schon, als sie noch das „trisource MTB Team“, das „moooove Team“ und später „Black tusk Racing by toMotion“ leitete. Die beiden haben schon viel miteinander erlebt, unter anderem die hochalpinen Abfahrten vom Barrhorn (3610 m) in 2014 und von der Grande Sassière (3747 m) im Jahr 2017, sowie unzählige Enduro-Camps in den Alpen. Irgendwann in diesen zehn Jahren änderte sich Rolands teaminterner Vorname auf „Olaf“ – mit diesem Namen sprechen ihn inzwischen etliche seiner Teamkollegen an.

Beruflich hat sich Olaf gerade neu orientiert und geht in seiner Aufgabe als Leiter des Prozess- und Qualitätsmanagements in einem großen Bauunternehmen voll auf. Privat entspannt er beim Gärtnern auf seinem 2000 qm großen Grundstück, beim Kochen und beim Kraulen seiner vier Katzen.

Einen Rückblick auf Olafs sportliche Abenteuer in der vergangenen Saison und einen kleinen Ausblick auf das, was er sich für 2020 vorgenommen hat, findest du in unserem Interview:

Hallo Roland, bitte stelle dich kurz vor.

Mein Name ist Roland Ast. Viele kennen mich auch als Olaf. Ich bin 56 Jahre alt und wohne in Breitenthal im Landkreis Günzburg (BY).

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Zu meiner Familie gehören meine Frau Julia, meine Eltern, meine Schwester, zwei Nichten, zwei Neffen und ein Großneffe. Und natürlich darf ich Zsa Zsa, Amy, Tasha und Amadeus nicht vergessen, unsere vier Katzen, die meine Frau und mich als Bedienstete bei sich aufgenommen und uns ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt haben.

 

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Seit einem Jahr arbeite ich als Leiter des Prozess- und Qualitätsmanagements in einem Bauunter-nehmen mit ca. 650 Mitarbeitern. Außerdem bin ich für den Datenschutz zuständig. Dabei plane und strukturiere ich innerbetriebliche Abläufe, um möglichst effiziente Prozesse zu gestalten. Das liegt und gefällt mir sehr.  Neben dem Inhalt meiner Aufgaben finde ich auch das Umfeld dort super. Schon nach sehr kurzer Zeit hatte ich das gute Gefühl von hoher Akzeptanz, selbst wenn ich als Ingenieur für Maschinenbau branchenfremd bin. Mit zwei Kollegen und meinem Chef mache ich dieses Jahr einen Alpencross. Das macht man nur, wenn man auch im Job ein gutes Team ist!

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Sport ist seit jeher in meinem Leben fest verankert und ich habe auch schon alles Mögliche gemacht. Angefangen hat es mit Skifahren. Wie viele andere Kinder bin ich in einen Sportverein gegangen. Da habe ich Handball und Basketball gespielt. Mit 15 haben mich Schulfreunde auf eine Hütte zum Bergsteigen mitgenommen. Daraufhin hat das Thema Sport und Berge richtig Fahrt aufgenommen: Klettern, Skitouren, Kajak fahren, Gleitschirmfliegen und dann kam vor ca. 30 Jahren noch das Mountainbike dazu. Das hat alles andere mehr und mehr „verdrängt“. Es bedeutet und gibt mir deshalb (vermutlich) so viel, weil ich beim Biken so ganz ich selbst sein kann: ehrgeizig, zielorientiert, planerisch, neugierig was geht, konditionell und fahrtechnisch gefordert und am Ende auch mal selbstzufrieden, mit dem Bike einen Gipfel erreicht und eine schwierige Abfahrt gemeistert zu haben. Dem Ego die lange Leine geben, nenne ich das. Es ist mir wichtig, im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas gut zu beherrschen. Immer nach Andreas Motto: „Besser gekonnt als nur geschafft“. Deshalb bedeutet mir speziell das Alpine Biken sehr viel und nimmt entsprechend Raum in meinem Leben ein. Ein Sport mit hoher Erlebnisdichte. Erlebnisse bleiben, alles andere vergeht.

 

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Es gab einige Jahre, in denen ich Rennen gefahren bin. Da war für mich die Transalp immer das Größte. Ende 2012 habe ich mit den Rennen aufgehört und mein Training und meine Ziele auf „Alpines Biken“ ausgerichtet.

 

 

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Ja, seit zwei Jahren wohne ich in einem Haus mit 2.000 qm großem Garten. Garten als Hobby, nicht als Arbeit. Es ist ein gutes Gefühl und macht Spaß, wenn alles wächst und ich etwas ernten kann. In der Garage steht ein Motorrad, das ab und zu bewegt werden möchte. Und abends koche ich fast immer. Da fahre ich den Bio-Computer im Kopf runter. Das ist eher ein Ritual, um vom Job abzuschalten. 

 

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Meine Eltern, meine Schwester und die Freunde leben alle mindestens 100 km von mir entfernt. Entsprechend sieht man sich da auch nicht jeden Tag. Besuche bzw. Treffen sind da gezielte Aktionen und die kann man dann auch entsprechend planen. Außerdem verbinde ich Besuche bei meinen Eltern immer mit ein paar Auffahrten und Trails am Hohenpeißenberg (sehr cool dort zu biken, mit vielen Verbotsschildern, was ein untrügliches Zeichen für qualitativ hochwertige Trails ist!). Bei Treffen mit Freunden steht ohnehin immer irgendwas Sportliches mit auf der Agenda. Das klappt ganz gut, alles unter einen Hut zu bekommen. Meine Frau Julia hat auch sehr viel Verständnis und lässt mir großen Freiraum für meine wenig altersgerechten kleinen, mittleren und manchmal auch größeren „Verrücktheiten“. Alles andere ist Selbstorganisation, die mir wiederum leichtfällt.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Eine Arbeitswoche hat bei mir meist 45 bis 50 Stunden. Dann kommt insgesamt noch gut eine Stunde Fahrzeit pro Tag dazu. Im Moment trainiere ich so 8 – 10 Stunden in der Woche, eine Kombination aus Spinningbike, Crosstrainer und Life Kinetik in Verbindung mit Gleichgewichtstraining. Soweit möglich fahre ich aber auch im Winter draußen. Ab dem Frühjahr wird der Trainingsumfang wieder größer. Dann lege ich die 35 km in die Arbeit möglichst oft mit dem Fahrrad zurück.

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Ja, in meiner Zeit als ich Rennen gefahren bin und unter Andreas „Kontrolle“ war, habe ich meine Ernährung auf kohlenhydratarm umgestellt. Außerdem kann ich gut auf Süßes verzichten, so dass ich so gut wie keinen Zucker zu mir nehme. Zusammen mit „etwas“ Bewegung genügt das, um mein Gewicht zu halten, wo ich es haben möchte und trotzdem essen zu können, wonach mir ist. Fleisch, Fisch, Gemüse, Salat… lecker!

Wie sieht ein typischer Tag unter der Woche bei dir aus?

5 Uhr aufstehen, Katzen bedienen, in die Arbeit fahren. Arbeitsbeginn zwischen 6 Uhr und 7 Uhr abhängig davon, ob Anfahrt mit Auto oder Bike. Arbeitsende zwischen 16 und 17 Uhr, freitags auch schon um 13 Uhr. Nach Möglichkeit noch Training (kein fixer Plan), kochen, essen… und um 21 Uhr liege ich auch schon wieder im Bett.

Welche Begegnung (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

Oh, da gibt es viele schöne Erinnerungen. Zum Beispiel die Begegnungen mit den unglaublich freundlichen und zufriedenen Menschen, die ich 2015 auf meiner Biketour in Nepal getroffen habe, Begegnungen mit anderen Bergsporttreibenden, die kein Bike auf den Berg tragen und dennoch tolerant (leider nicht selbstverständlich), interessiert oder gar begeistert sind und mit denen man ins Gespräch kommt.

 

Woran erinnerst du dich in der vergangenen Saison besonders gern?

La Palma war voll genial: zwei Wochen Trails, Trails, Trails! Andrea hatte mir vorher noch ein Foto von einem Trail gezeigt, den ich dann ausprobiert habe. Der Trail und der Blick aufs Meer waren so schön, da hätte ich heulen können. Die Bikewoche mit einem Freund im Gran Paradiso Gebiet hat stark beeindruckt. Die Touren über der 3.000 Meter-Marke waren etwas Besonderes. Oder das Ankommen auf der Fuorcla da Rims im Vinschgau nach einer elenden Bike-Schlepperei… also, an das Ankommen erinnere ich mich besonders gern, an die Schlepperei weniger. Die Abfahrt war dafür eine der besten in der vergangenen Saison.       

Die Tour auf den Rocciamelone (3.538 m) im italienisch-französischen Grenzgebiet mit einer Abfahrt über 3.000 Tiefenmeter war sicher auch ein Highlight der vergangenen Saison.        

Die letzte Saison war insgesamt eine mit sehr vielen tollen Erlebnissen, die mir im Gedächtnis bleiben werden.

Welche Ziele hast du dir für die Saison 2020 gesetzt?

Dieses Jahr stehen bei mir drei Alpenüberquerungen auf dem Programm. Eine mit meinen alten Bikekumpels, eine mit den Arbeitskollegen und eine, bei der ich es nochmal wissen will: 7 Tage mit viel Bike tragen und fahrtechnisch herausfordernden Abfahrten.        

Mit Andrea habe ich mir die Haldensteiner Calanda bei Chur als Ziel gesetzt. Hoffentlich finden wir ein gemeinsames Zeitfenster dafür.

… und dann schwirrt da noch ein Ziel in Nepal durch meinen Kopf. Zweiter Anlauf! Mal sehen…