15.07.2021

Sieg von Danièle Troesch und Lorenza Menapace bei der Bike Transalp

Dass sie gut miteinander harmonieren und gemeinsam bärenstark sind, wussten sie bereits seit ihrem Sieg als Damen-Duo beim Appenninica Stage Race im Jahre 2019: die italienische Mountainbikerin Lorenza Menapace und Danièle Troesch, französisches Teammitglied des Lindauer Mountainbike-Teams toMotion Racing by black tusk und französische Meisterin von 2009. Dass ihre gemeinsame Power jedoch für einen überlegenen Sieg bei einem der härtesten Etappenrennen Europas reicht, damit hatten die beiden nicht unbedingt gerechnet. Umso größer war die Freude über ihren Erfolg bei der diesjährigen Bike Transalp: Danièle Troesch und Lorenza Menapace konnten jede einzelne der sieben Etappen für sich entscheiden und fuhren so einen überlegenen Sieg in der Damen-Gesamtwertung ein.

Für Danièle Troesch hat die Bike Transalp einen besonderen Zauber. 2007 war sie zum ersten Mal bei diesem siebentägigen Mountainbike-Etappenrennen dabei, 2021 jährte sich ihre Teilnahme zum zehnten Mal und sie krönte das Jubiläum mit einem Sieg. Sicherlich mit ausschlaggebend für diesen Erfolg war ihre Freundschaft zu ihrer italienischen Teampartnerin Lorenza Menapace. Die beiden hatten auch in der Coronazeit telefonisch den Kontakt zueinander gehalten und schließlich beschlossen, sich als Damenteam zur Bike Transalp 2021 anzumelden. „So richtig freuen konnte ich mich nicht“, erinnert sich Troesch. „Wegen Corona wusste man nie, ob das Rennen im letzten Moment nicht doch noch abgesagt wird.“.  

Doch dies geschah nicht und so standen Danièle Troesch und Lorenza Menapace am 4. Juli im österreichischen Nauders gemeinsam am Start. Sieben Alpenetappen mit insgesamt 572,5 Kilometern und 18.836 Höhenmetern lagen vor ihnen. Unter dem Teamnamen „Centro Bike Val di Sole“ gestartet, bekamen die beiden Mountainbikerinnen bereits am ersten Tag ein Gefühl dafür, wie stark sie unterwegs waren: mit einem Vorsprung von 20 Minuten auf das zweitplatzierte Damenteam kamen sie nach 96,5 Kilometern und 3160 Höhenmetern ins Ziel. Diesen Vorsprung sollten die beiden in den folgenden Tagen kontinuierlich ausbauen. Die Transalp verlief für sie optimal, ohne Stürze oder größere Defekte, so dass sie mit einem konstant hohen Leistungsniveau alle sieben Etappen für sich entscheiden konnten. Am Ende feierten sie einen überlegenen Gesamtsieg bei den Damen mit einem Vorsprung von insgesamt eindreiviertel Stunden auf das zweitplatzierte Scott Contessa Team.

 

Doch ebenso wie der sportliche Erfolg bleibt Danièle Troesch die menschliche Seite ihres Transalp-Jubiläums in Erinnerung: „Es war eine tolle Woche. Lorenza und ich haben uns gegenseitig unterstützt. Manchmal, wenn die Anstiege lang wurden, haben wir einander Schimpfwörter auf Italienisch, Französisch, Deutsch oder Englisch beigebracht. Sie war bergauf ein bisschen schneller als ich und hat dann den Rhythmus vorgegeben. Dabei hat sie sich an mein Tempo angepasst und mir geholfen. Da sie Probleme mit ihrer Schulter hatte, habe ich sie in den Abfahrten unterstützt, indem ich immer versucht habe, für uns beide die einfachste Linie zu finden. Wir haben einander nie unter Druck gesetzt. Zur zweit ist man einfach stärker, und wenn es einem nicht gut geht, findet man den Willen zum Weiterkämpfen, nur weil der andere da ist. Freundschaft, viel Respekt für den anderen, Unterstützung: ich glaube, diese Worte fassen unsere gemeinsame Woche gut zusammen.“

Andrea Potratz, Geschäftsführerin des Lindauer Trainingsspezialisten toMotion GmbH und Teamchefin von toMotion Racing by black tusk, trainiert die Französin bereits seit 2015 und freut sich mit ihr über den Transalp-Sieg: „Hut ab vor den beiden, das war eine überragende Leistung! Danièle und Lorenza haben jede einzelne Etappe für sich entschieden, ohne irgendwann im Verlauf des Rennens einzubrechen. Beide waren top drauf, die Regeneration hat gepasst und auch auf das Material war Verlass. Dass sie bei diesen hohen Geschwindigkeiten so gut wie keine Defekte hatten, spricht für die Qualität ihrer Abfahrtstechnik. Ich freue mich riesig für die beiden und gratulieren ihnen zu ihrem Sieg!“

 

Ergebnisübersicht:

Bike Transalp (4. – 10.7.2021, 572,5 km /18.836 hm)

Etappe 1 (96,5 km, 3160 hm)

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (5:42:14)

Etappe 2 (64 km, 2021 hm):

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (3:55:33)

Etappe 3 (97 km, 3241 hm):

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (5:55:50)

Etappe 4 (99 km, 3267 hm):

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (6:35:36)

Etappe 5 (78 km, 2414 hm):

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (4:48:30)

Etappe 6 (69 km, 2159 hm):

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (4:00:29)

Etappe 7 (68,5 km, 2564 hm):

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (4:45:57)

Gesamtwertung Bike Transalp 2021

1. Platz Damen                 Danièle Troesch / Lorenza Menapace (35:44:12)

 

Original-Rennbericht von Danièle Troesch:

Etappe 1 (96,5 km, 3160 hm):

„Die Transalp ist ein besonderes Rennen für mich. Seitdem ich Rennen fahre, habe ich von diesem Rennen geträumt.

2007, als ich für das Team Fiat Rotwild gefahren bin, konnte ich zum ersten Mal an diesem Event teilnehmen. Und dieses Jahr bin ich das 10. Mal dabei. Mit Lorenza habe ich mehrmals darüber gesprochen. Wir kennen uns von anderen Rennen. Vor zwei Jahren sind wir auch zusammen das Appenninica MTB Stage Race gefahren. Während der letzten zwei Jahre haben wir öfters miteinander geredet, über Corona und über viele andere Dinge (die Krankheit meine Mutter, Lorenzas Schulterprobleme...) Wir haben einander unterstützt, trotz der Entfernung. Anfang dieses Jahr haben wir über die Transalp gesprochen. Ich konnte mich darüber aber nicht wirklich freuen. Mit der Corona Geschichte wusste man nie, ob das Rennen nicht im letzten Moment abgesagt wird.

Und jetzt, Sonntag den 4. Juli, stehen wir zusammen am Start. Das Höhenprofil für die erste Etappe ist ganz einfach: zuerst mal berghoch bis Bergkastel, und dann eine Abfahrt bis zum Reschensee, wo es ein paar Kilometern flach bleibt. Später geht es dann wieder bergab bis Laatsch. Von dort beginnt eine lange Steigung bis Doss Radond, und dann zum Passo Trela. Die Ziellinie ist in der Nähe von der Latteria in Livigno. Die letzte 6 Kilometer bis ins Ziel kann mal locker fahren. Im Zielbereich erfahren wir, dass wir das erste Damenteam sind.“

Etappe 2 (64 km, 2021 hm):

„Die Strecke der zweite Etappe ist ein bisschen kürzer, aber nicht einfacher. Zuerst fahren wir neutralisiert von Livigno aus. So was mag ich gar nicht. Es gibt immer wieder Fahrer, die sich nach vorne drängeln. Nach drei Kilometern geht es auf der Straße berghoch. Auf dem ersten Trail geht's auf und ab. Wir verlieren ein bisschen Zeit, weil mir die Kette runterfällt und sich verklemmt. Aber die zweite Steigung hilft uns: sie ist steil und wir können auf dem Rad bleiben, während andere Fahrer ihr Bike schieben müssen. Die zweite Abfahrt macht riesigen Spaß: ein Flowtrail mit Kurven und Anliegern. Mit der dritten Steigung fahren wir am Lago Alpisella vorbei. Dann kommt eine kleine Abfahrt und ein flaches Stück, wo man im Windschatten von Männern fahren kann. Die Ziellinie ist nicht mehr weit. Nach einer Schotterabfahrt kommt noch ein Kilometer, wo es berghoch geht, bis man die Straße vom Passo Stelvio erreicht. Von dort ab darf man gemütlich ins Ziel fahren.“

Etappe 3 (97 km, 3241 hm):

„Bei der dritten Etappe fährt man von Bormio nach Aprica. Die ersten Kilometer sind wieder neutralisiert und dann fährt man ein paar Kilometer auf der Straße berghoch. Es folgt ein flaches Stück, bevor wir bis zum Passo di Verva hoch fahren müssen. Die Abfahrt von dort ab ist meistens auf Schotter. Ab Kilometer 35 steigt die Strecke wieder an und dann kommt ein Trail, wo man zeitweise die Fahrräder bergauf schieben muss. Wir haben Spaß, weil wir mit Fahrern aus Belgien unterwegs sind, die ihre Fahrräder gegen Laufschuhe tauschen wollen. Auch die folgende Abfahrt macht Spaß, obwohl sie gar nicht einfach ist: Spitzenkehren, Steine, Wurzeln...

Ab Kilometer 65 geht es über 15 km lang wieder berghoch. Die Abfahrt vor dem Ziel ist zumeist auf Schotter, bis auf einen kleinen Trail kurz vor der Ziellinie. Die 10 letzte Kilometer können wir wieder gemütlich fahren, die Räder einfach bis in den Zielbereich rollen lassen.“

Etappe 4 (99 km, 3267 hm):

„Die vierte Etappe von Aprica nach Pellizzano ist die Königsetappe. Zuerst fährt man die Straße bergauf bis Trivigno, dieselbe Straße, die man am Tag vorher runter gefahren ist. Es geht weiter auf und ab, unterhalb des Passo Mortirolo. Ab Kilometer 40 beginnt eine 30 Kilometer lange Steigung. Da klettert man 1700 Höhenmeter bis auf dem höchsten Punkt der Woche (Forcella di Montozzo). Die letzten Höhenmeter müssen wir unsere Bikes schieben. Danach fährt man auf einem Trail, der eigentlich nicht für MTB gebaut ist. Da findet man alles: Stufen, Steine, enge Passagen. Gar nicht einfach, aber sehr schön, mit schönen Aussichten auf den Lago di Pian Palu. Leider kann man die Aussichten kaum genießen, sonst fliegt man schnell vom Fahrrad.

Nach dieser Abfahrt kommt eine Anstieg, wo ich ein paar Schimpfwörter in Italienisch gelernt habe ;-) Auf dem Höhenprofil sah er wirklich kurz aus. Aber kurz ist er nicht. Im Briefing am Tag vorher hat uns der Race-Director erklärt, dass es zum Schluss eine "kleine" Änderung geben wird wegen Waldarbeit... Vielleicht habe ich das Wort "kleine" nicht richtig verstanden. :-D“

Etappe 5 (78 km, 2414 hm):

„Die fünfte Etappe geht von Pellizzano nach Molveno. Diesmal sind 15 Kilometer neutralisiert. Hölle… aber zum Glück ist Lorenza da. Sie wohnt in der Gegend und kennt die Strecke sehr gut. Sie kann mich beruhigen und sagt mir immer, wann wir abbiegen, ob es berghoch geht, ob eine Brücke kommt oder ob was im Weg steht, wie es auf Fahrradwegen manchmal vorkommt. Das hilft mir sehr, denn wenn man in der Gruppe fährt, sieht man die Hindernisse manchmal ein bisschen zu spät. Ab Kilometer 16 geht es dann 10 Kilometer bergauf bis Passo le Fraine. Dann kommt eine Abfahrt und später fährt man 2,5 km im Tunnel von Tèrres. In Cavedago beginnt der letzte, teilweise steile Anstieg bis Andalo. In der Nähe von diesem Skiort fährt man dann auf einem Waldweg runter bis ans Ufer des Lago di Molveno. Von dort ab kann man die schöne Aussicht auf den Lago genießen, weil man gemütlich bis ins Ziel fahren darf.“

Etappe 6 (69 km, 2159 hm):

„Molveno - Roncone : 6. Etappe. Die 10 ersten Kilometer sind eher gefährlich. Die Strecke ist meistens flach, manchmal gibt es kurze Anstiege, aber da fährt man noch lange in derGruppe. Ab Kilometer 15 geht es wieder berghoch und das Feld zieht sich auseinander. Bis Val Dalgone steigt die Strecke an, dann geht es auf Schotter und Trail wieder runter. Die letzten 10 Kilometer fährt man meistens auf Radrouten und Seitenstraßen bis nach Roncone.“

Etappe 7 (68,5 km, 2564 hm):

„Roncone - Riva del Garda: die letzte Etappe. Einfach ist sie aber nicht. Es geht zwei Mal berghoch und zwei Mal bergrunter. Der erste Anstieg ist zunächst auf Asphalt, dann auf einem Pfad, wo man teilweise das Rad schieben muss. Der Pfad ist auch rutschig und macht die Abfahrt nicht gerade einfach. Trotzdem hat die fast neun Kilometer lange Abfahrt Spaß gemacht. Ab Lago d'Ampola kommt die letzte Steigung der Transalp: der Passo Tremalzo. Die Aussichten sind wirklich schön. Da man meistens auf der Straße fährt, hat man auch Zeit zum genießen. Vom Tremalzo fährt man über den Passo Nota und Passo Rochetta bis Malga Palaer, wo die Ziellinie ist. Von dort ab, kann man die Abfahrt bis Riva del Garda richtig genießen.

Es war eine tolle Woche. Lorenza und ich haben uns gegenseitig unterstützt. Wir haben manchmal Schimpfwörter gelernt auf Italienisch, Französisch, Deutsch, Englisch... je nach Lust. Irgendwie muss man lange Steigung auch ausnutzen. :-D

Sie konnte ein bisschen schneller als ich bergauf fahren und hat dann den Rhythmus vorgegeben. Sie hat sich an mich angepasst und mir geholfen. Da sie Probleme mit ihrer Schulter hatte, habe ich versucht, ihr in den Abfahrten zu helfen, indem ich immer versucht habe, die einfachste Linie zu finden, so dass sie das Vertrauen nicht verliert und dass wir zusammen sturzfrei ankommen. Wir haben uns nie unter Druck gesetzt. Zur zweit ist man einfach stärker, und wenn es einem nicht gut geht, findet man den Willen zum weiterkämpfen, nur weil der andere da ist.

Freundschaft, viel Respekt für den anderen, Unterstützung: ich glaube, diese Wörter fassen unsere gemeinsame Woche gut zusammen.“