26.05.2020

Sven Schmid im Interview

Sven Schmid ist als einziges Mitglied des toMotion Nachwuchs Teams TNT bereits die vierte Saison dabei. Der Zwanzigjährige kann dabei einige beeindruckende sportliche Erfolge vorweisen, unter anderem den Europameister-Titel 2017 im 12-Stunden MTB Marathon im 6er-Team mit seinen TNT-Teammates, und Gesamtplatz 9 der Mixed-Kategorie bei seinem Transalp-Debut im Jahr 2018, gemeinsam mit Teampartnerin Marla Krauss.

Seine Eltern Ellen und Holger sind bei vielen seiner Rennen als Betreuer dabei und erleben Svens sportliche Erfolge dadurch hautnah mit. Svens Vater ist ein begnadeter Fotograf, der schon viele tolle Actionfotos zur toMotion-Berichterstattung beigetragen hat.

Besonders beeindruckend ist Svens Fahrtechnik-Talent. So fällt es dem Ausnahme-Mountainbiker nicht schwer, beliebig lange Strecken im Wheelie auf dem Hinterrad zurückzulegen. Bei der toMotion-Racing-Teampräsentation 2016 überraschte er Zuschauer und Moderator gleichermaßen, als er mitsamt seinem Bike auf die Bühne kam und dieses das gesamte Interview über mühelos ausbalancierte.

 

Video: Wheelie

Video: Trailtechnik

Welches duale Studium Sven zurzeit absolviert und was er sich für die außergewöhnliche Saison 2020 vorgenommen hat, erfährst du in unserem Interview:

Hallo Sven, bitte stelle dich kurz vor.

Ich heiße Sven Schmid, bin 20 Jahre alt und wohne in Helmstadt-Bargen, inmitten des schönen Kraichgaus bei Sinsheim, zwischen Heidelberg und Heilbronn.

Wer gehört sonst noch zu deiner Familie?

Meine Mama und mein Papa (Ellen und Holger), die meine Teammates wahrscheinlich von so einigen Rennen kennen und die mich schon immer bei dem unterstützen, was ich mache. Grüße gehen raus.

  

Unsere Katze, die Luna, gehört natürlich auch seit einigen Jahren dazu.

Mein Cousin ist an der Stelle auch noch zu erwähnen. Tobi hat mich aufs Mountainbike-Fahren gebracht, da er früher auch sehr ambitioniert und erfolgreich MTB-Rennen gefahren ist.

Welchen Beruf übst du aus? Was gefällt dir daran?

Ich studiere seit zwei Jahren dual Fitnessökonomie an der DHfPG und arbeite bei MYGYM bzw. Hector.

Da ich schon immer etwas mit Sport machen wollte, hat es sich natürlich angeboten, in diesen Bereich zu gehen. Hier kann ich mein bereits vorhandenes Wissen über Ernährung und Trainingslehre anwenden und erweitern. Andere Schwerpunkte des Studiums sind BWL, Marketing und Fitnessmanagement.

Ich habe Spaß  an meinem Job, da ich schon früh Verantwortung tragen darf. Seit einiger Zeit bin ich studioverantwortlich für das MYGYM in Sinsheim und unterstütze unser Team bei Installationen, Marketing und Vertrieb. Ansonsten bin ich natürlich im Fitness Club anzutreffen und bin im Service oder auf der Trainingsfläche tätig.

Was bedeuten dir Sport im Allgemeinen und das Mountainbiken im Besonderen?

Ich glaube, ohne Sport wäre ich absolut aufgeschmissen und wüsste nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Ich habe einfach immer den Drang, mich zu bewegen. Sonst würde ich mich, glaube ich, auch bald ziemlich schlecht fühlen und würde bei meinen Essgewohnheiten einiges am Gewicht zunehmen.

Auf meinen Job bezogen tut es auch einfach gut, Menschen zu helfen und sie an ihre Ziele zu bringen.

Das Mountainbiken lässt es zu, dass ich mich für ein paar Stunden in eine andere Welt begeben kann, in der mich nichts anderes interessiert. Kein anderer Sport kann mir solche Emotionen und Glücksgefühle geben wie das Mountainbiken. Für mich ist es unbeschreiblich, einen Trail, mein Bike voll und ganz im Griff zu haben und den Flow zu spüren. Sei es eine technische Abfahrt, oder einfach durch die Luft zu fliegen.

 

Fährst du Rennen und wenn ja, was sind deine Lieblingsrennen?

Ja, ich fahre schon seit 2008 jedes Jahr einige Rennen (zwischen 10 und 20). Mal mehr, mal weniger. Favoriten sind auf jeden Fall der sebamed Bike Day und der Hunsrück Marathon. Das Gebiet dort gefällt mir einfach sehr. Die Transalp ist für mich ebenfalls ein Highlight, das ich wiederholen möchte, wenn ich noch etwas fitter bin.

Genau wie 12-Stunden-Rennen, sei es im 2er- oder 6er-Team. Sie geben einem jedes Mal ein krasses Gefühl mit. Da weiß man dann, was man geleistet hat und was der Körper so aushalten kann.

 

Das Enduro Rennen in Arnstadt hat im letzten zwei Jahre auch echt Spaß gemacht, da ich hier meine Fahrtechnik unter Beweis stellen durfte. Auch die ganze Atmosphäre des Rennens und die Gelassenheit finde ich schön.

Gibt es für dich noch etwas anderes als Arbeit und Mountainbiken?

Als Ausgleich möchte ich natürlich auch Zeit mit meiner Familie, meiner Freundin und meinen Freunden verbringen. Das ist wichtig, um mal abschalten zu können vom Alltag. Wobei es sich bei meinen Freunden dann so oder so meistens ums Radfahren dreht. Heißt dann Enduro fahren oder Dirtbike auf dem Pumptrack oder im Skatepark.

 

Ansonsten bin ich schon ewig von Autos fasziniert, was mich auch ziemlich anspornt, mich bei meinem Studium anzustrengen, um mir später so etwas auch leisten zu können.

Eine meiner großen Leidenschaften sind Festivals und Konzerte. Ich war schon immer sehr von Musik begeistert und da kann ich einfach mal woanders sein und mich für einen gewisse Zeit komplett von meinem Alltag befreien.

 

Ich  koche auch gerne, aber essen tu ich noch viel lieber, was es mir nicht ganz einfach macht, mein Gewicht zu halten.

Wie schaffst du es, dein Training mit Beruf und Familie bzw. Freunden in Einklang zu bringen?

Es ist schon nicht ganz einfach, alles unterzubringen. Dass ich meine Arbeitszeit zum Teil selbst planen kann, macht es aber etwas einfacher. Ich kann zum Glück auch mit dem Fahrrad ins Geschäft fahren, was sich ab und zu gut mit dem Training kombinieren lässt. Außerdem arbeite ich ja im Fitnessstudio. So kann ich mein Krafttraining gut direkt vor dem Geschäft machen.

Und wenn man einen guten Zeitplan hat, der sich über einige Jahre Training entwickelt hat, ist es ein kleineres Problem, alles unter zu bekommen. Da einige meiner Freunde auch Rad fahren, habe ich da natürlich auch einen Vorteil.

Wenn man mal nicht besonders motiviert ist, beschäftigt es einen schon manchmal, dass man am Wochenende 10 bis 11 Stunden Grundlage fahren soll, während andere am See liegen. Aber da sollte man sein Ziel einfach nicht aus den Augen verlieren.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du und wie viele trainierst du?

Ich arbeite 40 Stunden in der Woche und trainiere 12 bis 18 Stunden in der Woche. Alle paar Wochen gibt es eine Ruhewoche mit nur 6 Stunden Training in der Woche. 

Passt du deine Ernährung an deinen Sport an und worauf achtest du?

Meine Ernährung ist zum größten Teil an den Sport angepasst, aber ich finde, man sollte sich schon die eine oder andere Ausnahme gönnen. Ich achte generell darauf, dass ich nicht mehr Kalorien zu mir nehme, als ich verbrauche, außer bei einem intensiven Krafttraining.

Die Kohlenhydratmenge wird der Intensität des Trainings angepasst und ansonsten gilt: so viel Gemüse wie möglich und Obst zum passenden Zeitpunkt. Und eben schauen, wenn man nicht so viele Kohlenhydrate isst, dass man möglichst gute Fette zu sich nimmt. Ich achte darauf, dass meine Ernährung ausgewogen ist und ich mich wohl fühle. Aktuell bin ich dran, meinen Fleischkonsum etwas runter zu fahren, da ich mich damit nicht ganz so wohl fühle, obwohl ich sehr gern Fleisch esse.

Wie sieht ein typischer Tag unter der Woche bei dir aus?

Normalerweise stehe ich um 7 Uhr auf und bin um 8 Uhr im Geschäft. Wenn ich Krafttraining habe, stehe ich um 6 Uhr auf und mache das von 7 bis 8 Uhr vor dem Geschäft im Gym. Dann arbeite ich bis 17 Uhr und trainiere direkt im Anschluss bis 19:30/20 Uhr. Danach noch essen und anschließend zu meiner Freundin. Mehr ist auch nicht wirklich drin.

Wenn ich lernen muss, mache ich das an meinen freien Tagen. Ab und zu arbeite ich auch von 11-20 Uhr, dann mache ich das Training davor. Oder ich teile die Arbeit auf (8-13 Uhr und 17-20 Uhr) und schiebe das Training dazwischen. So kann ich im Winter noch im Hellen trainieren. Aber wirklich was vom Tag hat man da auch nicht.

Welches Erlebnis (beim Mountainbiken oder außerhalb des MTB-Sports) bleibt dir in schöner Erinnerung?

Ein wirklich schönes Erlebnis war die Bike Transalp 2018. Das war zwar wirklich das härteste Rennen bzw. die härtesten Rennen meines Lebens, aber so eine Leistung zu zweit zu bestreiten und zu schaffen ist wirklich krass. Gerade wenn man auf der siebten Etappe nach Riva rein fährt und auf dem letzen von 500 Kilometern das Mixed Team auf dem 8. Platz mit Puls 206 überholt, hat das schon was.

 

Woran erinnerst du dich in der vergangenen Saison besonders gern?

Ich erinnere mich gern an das Enduro Rennen Arnstadt, in dem ich auf der ersten Stage die gesamt-schnellste Zeit gefahren bin, 10. bei den Herren wurde und einen Tag später beim Marathon noch 3. der Herren geworden bin. Auch der sebamed Bike Day bleibt in schöner Erinnerung.

 

Das Trainingslager ist aber auch in den letzten drei Jahren ein Saisonhighlight gewesen, weil man mit allen aus dem Team mal länger Zeit verbringen kann und die schönsten Dinge der Welt 11 Tage lang zusammen machen darf. Also essen und Rad fahren.

 

 

 

Welche Ziele hast du dir für die – doch etwas außergewöhnliche - Saison 2020 gesetzt?

Da die Rennen ja jetzt erst mal wegfallen, möchte ich meinen Leistungsabfall von letzter Saison wieder aufholen und einen drauf setzen, sowie meine Grenzen beim Training austesten. Sei es in Höhenmetern, Kilometern oder Zeit. So hat man auch durchs Training schöne Erfolge für sich selbst, mit denen man sich motivieren kann.